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NoScale Charakterisierung von Tiefengrundwässern zur Verhinderung von Ausfällungen und Korrosionen bei Geothermieanlagen

Aufgrund der komplexen Geologie Österreichs haben die einzelnen thermalen Tiefengrundwässerkörper, die zur Förderung von Thermalwässern genutzt werden, sehr unterschiedliche hydrochemische Zusammensetzungen, die oftmals unbekannt sind. Während der Förderung des Thermalwassers kann es durch Druck- und Temperaturänderungen und Entgasungsprozesse zu einer Reihe hydrochemischer Folgereaktionen wie Lösungs- und Fällungsprozessen (Scaling) oder auch Korrosionsvorgängen kommen. Geothermale Fluide können deshalb in technischen Anlagen äußerst problematisch sein. Bei Sauerstoffzutritt erfolgt beispielsweise die Oxidation von gelöstem Eisen und Mangan, wodurch sich Verockerungsbeläge in sämtlichen wasserleitenden Komponenten der Geothermieanlage (Leitungen, Wärmetauscher, Pumpen etc.) bilden. Alle beschriebenen Prozesse können zu erheblichen Sanierungskosten bis hin zur Aufgabe der Anlage führen. Im Projekt NoScale sollen im Rahmen von parallel durchgeführten umfassenden chemischen und mineralogischen Experimenten einerseits Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Thermalwasser auf unterschiedliche technische Komponenten von Geothermieanlagen gewonnen werden und anderseits eine Datengrundlage für die modellhafte Simulation der maßgeblichen hydrochemischen Prozesse erarbeitet werden. Anschließend sollen auf der Grundlage detaillierter hydrochemischer Modellrechnungen mögliche Auswirkungen der Nutzung der Thermalwässer auf die technischen Komponenten der Geothermieanlagen aufzeigt werden. Dieser Ansatz einer Kombination aus komplexen Modellrechnungen, detaillierten Laboruntersuchungen und experimentellen Ansätzen wurde bis dato in Österreich noch nicht verfolgt. Die Forschungsergebnisse tragen wesentlich zur erhöhten Sichtbarkeit von potenziellen Risiken bei Förderung von Thermalwasser bei. Dadurch soll das Projekt NoScale Betreiber von Geothermieanlagen unterstützen, schon im Vorfeld einer geplanten Bohrung, mögliche Risiken von Ausfällungen und Korrosionen abschätzen zu können, welches zu einem wesentlich energie- und kosteneffizienterem Betrieb führt.

Ausgangssituation

Die Erschließung von hydrogeothermalen Ressourcen stellt thermodynamisch gesehen, eine Störung des Gleichgewichts zwischen Thermalwasser und umgebender Gesteinsmatrix des Aquifers dar, da die ursprünglich vorherrschenden Temperatur- und Druckverhältnisse eine mehr oder weniger starke Veränderung erfahren. Während der Förderung des Thermalwassers verändern sich Druck und Temperatur kontinuierlich und gleichzeitig kommt es zu einem mehr oder weniger starken Entgasungsprozess. Allein durch diese Veränderungen, kann es zu einer Reihe hydrochemischer Folgereaktionen wie Lösungs- und Fällungsprozessen oder auch Korrosionsvorgängen kommen. Geothermale Fluide können deshalb in technischen Anlagen äußerst problematisch sein. Insbesondere die Entgasung von CO2 kann zu erheblichen Nutzungseinschränkungen bei Geothermieanlagen führen, die bis zur Aufgabe der Anlage gehen können. Ein weiteres Problem stellt unter Umständen die Mischung von Wässern unterschiedlicher hydrochemischer Zusammensetzung dar. So kann es beispielsweise bei der Zumischung karbonatreicher Wässer, wie sie in Österreich stark verbreitet sind, in kurzer Zeit zu umfangreichen Versinterungen (allmähliche Ablagerungen) in Rohrleitungen von z.B. Ableitungssystemen kommen. Auch die, durch die thermische Nutzung des Thermalwassers bewirkte Abkühlung, sowie ein möglicher Sauerstoffzutritt bei dem Kontakt der Wässer mit der Atmosphäre kann zu signifikanten Verschiebungen von chemischen Gleichgewichten in der Lösung führen und dadurch beispielsweise Ausfällungsprozesse von schwerlöslichen oder redoxsensitiven Mineralphasen bewirken. Diese vielfältigen und nur schwer vorhersagbaren Reaktionen können einerseits zu massiven Problemen an den technischen Anlagen führen und anderseits kann es im Umgebungsbereich der Bohrung zu Änderungen der Porosität und Permeabilität des Aquifers kommen, was den Volumenstrom und damit die Anlageneffizienz bzw. Nutzbarkeit des Aquifers stark beeinträchtigen kann. So ist z.B. die Zementation des Porenraums durch Karbonatminerale oder Anhydrit ein bekanntes Problem. Bei Sauerstoffzutritt erfolgt die Oxidation von gelöstem Eisen und Mangan, wodurch sich Verockerungsbeläge (im Wesentlichen Fe- und Mn-O-OH Verbindungen) in sämtlichen wasserleitenden Komponenten der Geothermieanlage (Leitungen, Wärmetauscher, Pumpen etc.) bilden können. Die zeitliche Dynamik dieser Reaktionen ist sehr unterschiedlich und reicht von spontanen Fällungsprozessen bis zu schleichenden Korrosionserscheinungen, sodass Probleme an z.B. Pumpen oder Wärmetauschern erst nach einigen Jahren des Betriebs der Anlage auftreten können. Dies kann zu erheblichen Sanierungskosten, zum Stopp von Geothermieprojekten (z.B. GeneSys-Projekts der BGR Deutschland auf Grund von unerwarteten Salzausfällungen, die den Wasserfluss erheblich verminderten bis hin zur Aufgabe der Anlage führen (z.B. Bruchsal im Oberrheingraben).

 

Projektverlauf

Die Arbeiten im Projekt NoScale wurden in folgende Arbeitsschritte geteilt:

      I.        Datenerhebung, Beprobung und Charakterisierung der Thermalwasserreservoire

    II.        Experimente zu Auswirkungen des Thermalwassers auf Komponenten von Geothermieanlagen und Analyse von Ausfällungen an Komponenten

   III.        Hydrochemische Modellierung und Prozessmodellierung

 

Meilensteine

  1. Beprobung von allen Hydrogeothermalanlagen abgeschlossen
  2. Chemisch-mineralogische Analyse der Thermalwässer und Ausfällungen abgeschlossen
  3. Datenbank erstellt
  4. Batch- und Druckreaktorversuche abgeschlossen
  5. Vergleich von Modellierung und Experimenten abgeschlossen

"Zur Verhinderung von Ausfällungen und Korrosionen in Hydrogeothermalanlagen müssen die Untertage- und Obertageplanung zeitlich nah gekoppelt sein."

– Johann Goldbrunner, Geoteam –

Ergebnisse

Im Projekt NoScale konnten folgende Prozesse identifiziert werden, die hauptverantwortlich für Ausfällungen in den beprobten Hydrogeothermalanlagen sind: 

  • Abkühlung
  • Entgasung von CO2
  • Mischung von Wässern unterschiedlicher hydrochemischer Zusammensetzung (Versinterungen)
  • Sauerstoffzutritt
  • Änderungen der Strömungsgeschwindigkeiten (Querschnitte)
  • Turbulenzen

Diese Vorgänge führen zu signifikanten Verschiebungen von chemischen Gleichgewichten in der Lösung. Wegen der unterschiedlichen geologischen und hydraulischen Randbedingungen in den einzelnen geothermischen Aufschließungsgebieten muss auf die individuelle Problematik jeder Anlage, die sich aufgrund der örtlichen geochemischen Bedingungen und der bei der Förderung vorherrschenden Temperatur- und der Druckverhältnisse ergeben, gesondert eingegangen werden.

Des Weiteren konnten folgende zusammenfassenden Aussagen aus den Ergebnissen des Projekts abgeleitet werden:

Die Entgasung ist bei der Ausfällungsproblematik wichtiger als Abkühlungsprozesse.

  • Das Auftreten von Ausfällungen ist wesentlich an hohe Temperaturen gekoppelt. Weitere entscheidende Faktoren sind der Wasserchemismus und der CO2-Gehalt des Thermalwassers bzw. die Ausgasung von CO2 beim Aufstieg in der Bohrung.
  • Im Modell berechnete Mengen von Ausfällungen sindmituntersignifikant (einige Zehnerpotenzen) geringer als in der Praxis.
  • Kurzzeitige Übersättigungen führen aufgrund der kinetischen Barriere nicht spontan zu Ausfällungen. Allerdings sollten Betriebsbedingungen so gehalten werden, dass eher Untersättigung vorliegt.

Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt wurden in Hinblick auf eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Lebensdauer bzw. zur Vermeidung kostenintensiver Sanierungsmaßnahmen von Geothermieanlagen Empfehlungen für die Praxis erarbeitet. Die Vorschläge orientieren sich an den für die gegenständliche Fragestellung vorrangigen zwei Abschnitten eines Geothermieprojektes – der Planungsphase und der Betriebsphase.

I. Planungsphase

Ein wesentlicher Aspekt ist die zeitliche Koppelung der Planung von Untertage- und Obertageeinrichtungen der Geothermieanlage. Üblicherweise wird erst nach Durchführung der ersten wasserwirtschaftlichen Tests entsprechend den qualitativen und quantitativen Ergebnissen das Konzept für die Obertage-Einrichtungen adaptiert bzw. entworfen. Es hat sich jedoch bewährt, die obertägigen Anlagenteile (Leitungen, Wärmetauscher ….) bereits in die Bohrplanung einzubeziehen. Hierbei ist vor allem die Prognose der zu erwartenden Fluide und Gase maßgeblich. Zu beachten ist, dass auch in geologischen Zonen, in denen die Thermalwässer eine relativ einheitliche Mineralisierung aufweisen, es hinsichtlich der Gefahr von Ausfällungen zu großen Unterschieden kommen kann; so zum Beispiel in den Malm-Wässern der Süddeutschen und Oberösterreichischen Molassezone. Dies ist auf Unterschiede in den Druckverhältnissen, Transmissivitäten, Temperaturen sowie der Gasführung zurückzuführen.

II. Betriebsphase

Ein wichtiger Schwerpunkt für die Betriebsphase von Geothermieanlagen sollte beim Monitoring gesetzt werden. Das hydrochemische Monitoring der geförderten Fluide und Gase sowie die Beobachtung der Druckverhältnisse sind in Hinblick auf die Vermeidung von Ausfällungen und Korrosionen bzw. in weiterer Folge für die Effizienz und Lebensdauer der Anlage wesentlich.

 

 

 

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