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EISBALL Standortspezifische Simulation von Eisfall und Eiswurf von Windenergieanlagen mittels ballistischer Modelle

Das vorliegende Projekt nimmt sich der Probleme der Simulation von Eiswurf bei Windkraftanlagen durch die Entwicklung eines neuartigen Modells und dazugehöriger Simulationswerkzeuge an. Als Datenbasis dienen hierbei Beobachtungen und 1:1-Experimente. Letztere haben den entscheidenden Vorteil, wetterunabhängig große Stichprobenzahlen zu ermöglichen, wodurch statistisch signifikante Aussagen möglich werden. Bei den Experimenten werden Probekörper von WEA fallen gelassen oder abgeworfen. Die verwendeten Probekörper basieren auf 3D-Scans von realen Eisfragmenten, welche digitalisiert wurden. Mit Hilfe eines 3D-Druckverfahrens können diese in passender Dichte und ausreichender Anzahl reproduziert werden. Diese Herangehensweise stellt ein Alleinstellungsmerkmal dar, da diese Methode von keinem anderen Akteur in diesem Forschungsfeld eingesetzt werden kann bzw. wird. Die prinzipielle Machbarkeit dieser Studien wurde vom Projektwerber in Vorprojekten gezeigt und geeignete Vorrichtungen entwickelt.
Das Modell selbst basiert auf einem Modell mit sechs Freiheitsgraden, für die vollständige Abbildung aller Möglichkeiten von Translation und Rotation. Gegenüber anderen Modellen werden hier neben dem Strömungswiderstand auch zusätzliche Kräfte durch Autorotation berücksichtigt. Die dafür notwendigen Parameter werden durch numerische Strömungsmechanik ermittelt. Das Modell wird in eine Simulationsumgebung eingebettet, die sowohl Brüche der Eisfragmente während des Fallens berücksichtigt, als auch komplexes Terrain.
Das entwickelte Tool ermöglicht nicht nur verbesserte Sicherheitsanalysen, sondern auch Ableitungen für technologische Anpassungen und Optimierung von WEA an bestimmte Standortbedingungen. Besonders hervorzuheben ist, dass die verbesserten Sicherheitsanalysen und validierten Werte für Eisfall und Eiswurf die Erschließung neuer Standorte ermöglichen, welche aktuell aufgrund übermäßig konservativer Sicherheitsabstände nicht oder nur eingeschränkt bebaut werden können.

Ausgangssituation

Mit zunehmender Komplexität des Geländes bzw. größerer Vereisungshäufigkeit steigt auch die Bedeutung von Risikoanalysen zum Eisfall bzw. –wurf. Dafür werden üblicherweise ballistische Modelle eingesetzt, die zur Berechnung der Fallweiten dienen. Die derzeit eingesetzten Modelle weisen jedoch wesentliche Schwachstellen auf. So zeigt der Vergleich zwischen Experimenten und Modellrechnungen, dass keines der bisherigen Modelle die Fallweiten befriedigend reproduzieren kann. Weiters sind für die bestehenden Modelle keine Zuverlässigkeitsgrenzen bekannt, wodurch aus Sicherheitsgründen wesentlich höhere Abstände von WEA zu Infrastrukturen gewählt werden müssen. Schließlich wurden die verwendeten Simulationsprogramme zumeist für ebenes oder gleichmäßig geneigtes Terrain ausgelegt, komplexere Strukturen werden schlecht oder gar nicht erfasst.

Projektverlauf

Laufende Beobachtungen von Eisfall an österreichischen Standorten
Durchführung von Experimenten zur Ermittlung von Fallweiten und Trajektorien
CFD-Rechnungen zur Charakterisierung 3D-gescannter Eisfragmente
Entwicklung eines 6DOF-Modells
Modellvalidierung

Meilensteine

  1. Sammlung von abgeworfenen Eisfragmenten von WEA
  2. Durchführung von Experimenten zur Fallweite von Eis
  3. CFD gestützte Analyse
  4. Modellentwicklung

Ergebnisse

Datenbasis von 3D gescannten Eisfragmenten
Fallweiten und Trajektorien von experimentellen Abwürfen
6-Freiheitsgrade Simulationsmodell für Eiswurf

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