Solar Flywheel Machbarkeitsstudie über dezentrale Low-Cost Schwungradspeicher
Im Rahmen des Projekt „Solar Flywheel“ wurde gezeigt, dass Schwungrad-Energiespeicher (oder „flywheel energy storage systems“, kurz FESS) eine Alternative zu chemischen Batterien für die Energiespeicherung von Solarstrom darstellen. Infolge der signifikanten Zunahme von PV-Anlagen (Photovoltaik Anlagen) bei privaten Haushalten steigt der Bedarf an dezentraler Energiespeicherkapazität zur Netzentlastung. Trotz des rasanten Wachstums des Sektors chemischer Energiespeicher sind diese noch zu teuer um sich binnen eines realistischen Zeitraums zu amortisieren, und weisen weitere Nachteile, wie zum Beispiel schwieriges Recycling oder alterungsbedingte Kapazitätseinbußen auf. Im Zuge des Forschungsprojektes wurde eine Machbarkeitsstudie für einen verlustarmen, low-cost Schwungradspeicher (LCSS) durchgeführt. Ausgangsbasis für die Dimensionierung des Speichers stellten Messungen von Stromverbrauch und PV-Leistungen eines österreichischen Wohnblocks mit 6 Apartments dar. Der Speicher weist einen Energieinhalt von 5 kWh und 2,2 kW Spitzenleistung auf. Umgesetzt mit einem Stahlrotor und handelsüblichen Einzelkomponenten wird ein konsequenter low-cost Ansatz verfolgt. Durch eine Silikonaufhängung der Wälzlagerung wurde eine überkritische Betriebsstrategie ermöglicht, wodurch die Selbstentladung signifikant reduziert werden konnte. Axiale Lagerlasten wurden durch eine magnetische Gewichtskompensation minimiert, wodurch ein Downsizing der Lagerung ermöglicht und somit eine weitere Reduktion der Verluste erzielt wurde. Validiert wurde das Konzept mittels skalierter Komponententests, welche vielversprechende Ergebnisse lieferten. Abschließend wurde ein verbessertes Konzept bezüglich Kosten und Selbstentladung mit der Ausgangsvariante verglichen.
Ausgangssituation
Die Netzintegration erneuerbarer Energiequellen in das bestehende System erfordert große Speicherkapazitäten um dessen Stabilität zu gewährleisten und den Schutz vor Überlastung sicherzustellen. Pumpspeicherkraftwerke stellen eine der effizientesten Lösungen für größte Energiemengen dar, allerdings ist diese Technologie nur in wenigen Regionen umsetzbar, welche entsprechende geomorphologische Voraussetzungen bieten. Viele Regionen, welche für die Nutzung von Solarenergie geeignet sind weisen nicht die richtigen Rahmenbedingungen auf, weshalb alternative Energiespeichersysteme benötigt werden. Innovative Lösungen zur Speicherung von elektrischer Energie benötigen in den nächsten Jahren sowohl intensive Forschung & Entwicklung als auch Praxiserprobung im System. Im Bereich der Schwungradspeicher (Flywheel Energy Storage Systems, FESS) sind zwar einige kostenintensive, Hightech-Systeme am Markt verfügbar, diese zielen jedoch auf Nischenanwendungen wie USV-Anlagen oder Netzstablitätsanwendungen ab und weisen relativ kurze Speicherdauern auf.
Projektverlauf
Zu Beginn des Projektes wurde eine maschinenbauliche Vorauslegung und Evaluierung möglicher Systemdesigns und dessen Kernkomponenten durchgeführt. Unterstützt wurde diese Auslegung durch Untersuchungen von Einzelkomponenten wie z.B. der Vakuumpumpe oder des Spindelantriebes am Prüfstand. Des Weiteren wurde eine Analyse von Anwendungsmöglichkeiten des Speichersystems und deren Randbedingungen durchgeführt. Mit Hilfe der dabei erarbeiteten Erkenntnisse wurde ein grundlegender Systementwurf für eine LCSS-Anlage erstellt. Des Weiteren wurde auf Basis einer Marktrecherche zu in Frage kommenden Komponenten eine Datenbank mit möglichen, bereits am Markt vorhandenen relevanten Systemkomponenten erstellt. Das entworfene Systemkonzept wurde einer Wirtschaftlichkeitsanalyse unterzogen, indem die aktuellen Komponentenkosten zusammengestellt wurden sowie über eine eingehende Recherche die Abschätzung der Systemkosten für eine mögliche Serienproduktion erfolgte. Im Weiteren folgte eine analytische Auslegung des Systementwurfs unter Verwendung von entsprechenden Herangehensweisen der technischen Entwicklungsmethodik sowie eines vollständigen Simulations- und Analysemodells einer LCSS-Anlage in Matlab Simulink sowie C++.
Unterstützend erfolgte die Verifizierung der Machbarkeit eines im Projekt entwickelten Lagerkonzeptes mit Hilfe einer im Projekt entworfenen Versuchsanordnung am Prüfstand. Die erfolgreiche Konstruktion und Fertigung dieses Komponentenprüfstands stellte eines der Highlights dieses Projektes dar, brachte aber auch Herausforderungen mit sich, welche im Projekt zu Verzögerungen führten. Aufgrund von Lieferproblemen des Werkstoffherstellers konnte die Herstellung des Unterdruckbehälters erst verspätet abgeschlossen werden. Der erfolgreiche Einsatz der Versuchsanordnung ermöglichte jedoch die Aussage über systemkritische Eigenschaften des Lagerkonzeptes, über die eine Machbarkeit des LCSS-Ansatzes erst verifiziert werden konnte. Ein weiteres Highlight war die Veröffentlichung eines Papers im Rahmen einer internationalen IEEE Konferenz.
Die Erarbeitung und Beschreibung des Entwicklungs- bzw. Adaptionsbedarf von einzelnen Komponenten für den definierten Systementwurf war ein weiteres Ziel des Projektes, welches erreicht werden konnte. Aus den Projekterkenntnissen wurden als abschließender Arbeitsschritt Handlungsempfehlungen über die identifizierten Barrieren und Probleme des LCSS- Systementwurfs formuliert.
Ergebnisse
Das vorliegende Sondierungsprojekt hat gezeigt, dass eine Low-cost, Low-tech Lösung für ein stationäres Flywheel zur Tag-Nacht Speicherung von erneuerbarer Energie möglich ist. Jedoch sind für eine zukünftige Konkurrenzfähigkeit gegenüber chemischen Speichertechnologien weitere Forschungen bezüglich der kostendominierenden Komponenten notwendig.
Der Einsatz des im Projekt erarbeiteten Systementwurfs ist aus aktueller Sicht für Neuplanungen sowie für Nachrüstungen gleichermaßen geeignet. Das Anlagendesign erlaubt es, den LCSS in unterschiedlichen Anwendungsgebieten einzusetzen und auf die spezifischen Randbedingungen anzupassen. Durch die externe Anordnung der E-Maschine kann die Speicherleistung mit geringen Modifikationen problemlos variiert werden. Bezüglich des Energieinhalts ist es möglich, den Rotor und die damit zusammenhängenden Systemkomponenten auf die erforderliche Größe zu skalieren. Die Grenzen der Skalierbarkeit werden dabei durch die wirtschaftlich verfügbaren Fertigungsanlagen für den Rotor vorgegeben. Für größere Energieinhalte kann das LCSS-System multipliziert eingesetzt werden.
Eine Handlungsempfehlung für die Reduktion der Verluste, liegt in der Optimierung der Lagerung der externen Antriebsspindel. Der hierfür eingesetzte Motor aus der Großserie ist für Fräsarbeiten gedacht und weist eine großzügig dimensionierte, angestellte Lagerung auf. Um eine spielfreie, exakte Führung zu erreichen sind die Schrägkugellager axial vorgespannt, was in erhöhten Reibungsverlusten resultiert. Der Durchmesser der Lager der gewählten 2,2 kW-Spindel beträgt 30 mm, wodurch das Verlustmoment deutlich höher ist, als bei der beinahe 300 kg schweren Schwungmasse.
Die aktuelle Konfiguration sieht die erste Eigenfrequenz der Schwungmasse bei ca. 800 Upm vor. Es ist jedoch ratsam noch weitere Versuche durchzuführen, um die ideale Konfiguration für geringste Verluste zu ermitteln. Dies beinhaltet eine Variation des Entlastungsmechanismus, um Wirbelstromverluste zu minimieren, sowie eine Variation der Steifigkeit des Lagersitzes um eine optimale Resonanzdurchfahrt zu ermitteln.
Da der prognostizierte Serienpreis des LCSS bei etwa 400 €/kWh liegt, wird festgestellt, dass das Kostenziel von 220-450 €/kWh erreicht werden konnte. Im Vergleich dazu liegen aktuelle Batteriespeichersysteme mit 800 – 1400 €/kWh deutlich über diesem Wert . Jedoch kann erwartet werden, dass sich die Preisentwicklung bei Li-Ion Speichersystemen weiter fortsetzt und Systemkosten von unter 200 €/kWh in einigen Jahren möglich sind. Daher werden in der weiteren Forschungstätigkeit innovative Ansätze, z.B. mit einem flexiblen, matrixlosen Kunstfaserrotor angestrebt, um eine weitere Kostenreduktion des LCSS zu ermöglichen.
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Steckbrief
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Projektnummer84896
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Koordinator
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ProjektleitungHermann Edtmayer, office@4wardenergy.at
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PartnerInstitut für Maschinenelemente und Entwicklungsmethodik (MEEM) - Technische Universität Graz
Institut für Elektrische Messtechnik und Messsignalverarbeitung (EMT) - Technische Universität Graz
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SchlagwörterFlywheel, Schwungrad Energiespeicher
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FörderprogrammEnergieforschung (e!MISSION)
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Dauer08.2015 - 10.2016
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Budget233.226 €