HotCycle – Hochtemperatur-Wärmepumpe kleiner bis mittlerer Leistung mit Trennhaubenkompressor
Im Rahmen des Projekts wird ein Funktionsmuster für eine industrielle Kompressions-Wärmepumpe mit alternativem Kältemittel für Hochtemperaturanwendung mit Nutztemperaturen bis ca. 110°C entwickelt, aufgebaut und getestet. Vorab müssen dafür das „optimale“ Kältemittel und eine den Anforderungen entsprechende Kreislaufvariante mittels Simulation identifiziert werden. Als Verdichter wird ein Trennhaubenkompressor verwendet, der für das Kältemittel adaptiert und umfangreich getestet wird. Mit Hilfe von Messungen am Prüfstand wird das Betriebsverhalten der Hochtemperatur-Wärmepumpe bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen analysiert. Aus den Erkenntnissen werden Betriebs- und Wirtschaftlichkeits-Kennzahlen für unterschiedliche Anwendungsfälle abgeleitet.
Ausgangssituation
Die effiziente Gestaltung von thermischen Industrieprozessen in Hinblick auf die Reduktion fossiler Energieträger gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Anwendung von Hochtemperaturwärmepumpen (>90 °C) für die Abwärmenutzung in Industrieprozessen kann dahingehend eine Möglichkeit darstellen, fossile Wärmebereitstellungssysteme zu ersetzen. Lambauer et al. [1] geben für Deutschland das Potenzial der Nutzwärme mit einem Temperaturniveau von 100 °C welche durch Wärmepumpen bereitgestellt werden könnte, mit ca. 390 PJ pro Jahr an. Nach Lambauer et al. [1] entspricht dies ca. 30 % des gesamten Nutzwärmebedarfs in Deutschland im Jahr 2006. Das Potenzial in Österreich für Nutzwärme auf einem Temperaturniveau von 100 °C wird ebenfalls bei ca. 30 % des gesamten Nutzwärmebedarfs liegen. Typische Prozesse in diesem Temperaturbereich sind in Rieberer et al. [2] zusammengefasst und liegen unter anderem in der Lebensmittelindustrie (Pasteurisieren, Kochen, Destillieren), in der Metallindustrie (Trocknen, Beizen, Reinigung) sowie in der Papierindustrie (Erwärmen, Kochen, Trocknen). In Bezug auf das Temperaturniveau der Abwärmequellen führen Hirzel et al. [3] für die Papierindustrie einen Bereich von 20-70 °C in Form von Abwasser oder Abluft an. Auch Rieberer et al. [2] geben die Temperaturniveaus der Abwärme im Bereich zwischen 30 und 60 °C an. Der Einsatz von Hochtemperaturwärmepumpen könnte somit dieses Abwärmepotenzial nutzen und Ressourcen sowie CO2-Emissionen einsparen.
[1] Lambauer, J., Fahl, U., Ohl, M., Blesl, M., Voß, A., Industrielle Großwärmepumpen-Potenziale, Hemmnisse und Best-Practice Beispiele, Forschungsbericht, Institut für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung, Universität Stuttgart, 2008
[2] Rieberer, R., Zotter, G., Hannl, D., Moser, H., Kotenko, O., Zottel, A., Fleckl, T.; Malenkovic, I., IEA HPP ANNEX 35 – Application of Industrial Heat Pumps, Nationaler Endbericht, Institut für Wärmetechnik, Technische Universität Graz, 2014
[3] Hirzel, S., Sontag, B., Rohde, C., Industrielle Abwärmenutzung, Kurzstudie, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, 2013
Projektverlauf
Am Beginn der Projektarbeit stand die Recherche möglicher Hochtemperaturkältemittel als auch geeigneter Kreislaufvarianten für die Entwicklung eines Hochtemperatur-Wärmepumpenfunktionsmusters. Im Entwicklungsprozess wurde dabei besonderes Augenmerk auf technologische Problemstellungen der Hochtemperaturanwendung (hohe Kompressionsendtemperaturen, Druckverhältnisse, „Nasse Kompression“) als auch auf die Kreislaufkomplexität und wirtschaftliche Auspekte gelegt. Bei der Kältemittelauswahl stand klar der ökologische Aspekt (F-Gase Verordnung) aber auch technologische Randbedingungen des Kompressors (Druckniveau), thermodynamische Eigenschaften sowie die kommerzielle Verfügbarkeit des Kältemittes im Fokus.
Auf Basis von Kreislaufsimulationen und theoretischer Betrachtungen wurde ein einstufiger Wärmepumpenkreislauf für das Funktionsmuster ausgewählt. Als Arbeitsfluid wird das brennbare natürliche Kältemittel n-Butan (R600) verwendet. Für die experimentelle Analyse wurde ein Prüfstandskonzept erarbeitet und aufgebaut. Das Hochtemperatur-Wärmepumpenfuntkionsmuster wird derzeit am Institut für Wärmetechnik (TU Graz) vermessen. Die Ergebnisse dienen zur Charakterisierung der Wärmepumpe als auch zur Parametrierung von Simulationsmodellen. Die validierten Simulationsmodelle werden in weiterer Folge für die Untersuchung unterschiedlicher Anwendungen der Hochtemperaturwärmepumpe und für den Vergleich mit fossilen Wärmeerzeugern herangezogen. Wirtschalfliche Betrachtungen (Amortisationszeit) werden das Projekt abschließen.
Ergebnisse
Im Rahmen des Projekts HotCycle ist das Funktionsmuster einer Hochtemperatur-Wärmepumpe entwickelt und bereits erfolgreich in Betrieb genommen worden. Als Kältemittel wird n-Butan (R600) in einem unterkritischen einstufigen Kreislauf verwendet. Die experimentellen Ergebnisse aus stationären Versuchen zeigen, dass für Wärmequelleneintrittstemperaturen im Bereich von 50 bis 80 °C bei einer Spreizung von 5 K und Senkenaustrittstemperaturen im Bereich von 80 bis 110 °C bei einer Spreizung von 30 K, eine Heizleistung von ca. 18 bis 38 kW bei einem COP von ca. 3 bsi 5,3, bereitgestellt werden kann.
Steckbrief
-
Projektnummer848892
-
Koordinator
-
ProjektleitungRene Rieberer, rene.rieberer@tugraz.at
-
Partner
-
SchlagwörterButan, Energieeffizienz, Hochtemperaturwärmepumpe, Industriewärmepumpe, Kompression
-
FörderprogrammEnergieforschung (e!MISSION)
-
Dauer01.2015 - 06.2019
-
Budget359.038 €