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SilentAirHP Fortschrittliche Methoden zur Bewertung und Entwicklung von Schallreduktionsmaßnahmen für Luftwärmepumpensysteme

Luft-Wasser-Wärmepumpen (L/W-WP) wurden in den letzten Jahren aufgrund ihrer Vorteile wie z.B. geringer Platzbedarf, vergleichsweise geringe Anschaffungskosten, einfache Installation, etc. immer beliebter und zählen europaweit zu den am meisten verkauften Wärmepumpensystemen zur Heizung bzw. Kühlung von Wohnbauten. Neben den störenden Geräuschen des Verdichters, entstehen, aufgrund des hohen benötigten Luftvolumenstroms der L/W-WP, oftmals störende Geräusche beim Ventilator und Verdampfer. Vor allem während der Übergangsjahreszeit kommt es aufgrund der Vereisung des Verdampfers zu einer zusätzlichen Geräuschbelastung. All diese störenden Geräusche lösen oftmals Nachbarschaftskonflikte mit gesundheitlichen, psychischen und finanziellen Folgen aus, und können damit zukünftig zu einem Wettbewerbsnachteil der Technologie werden, und deren breiten Einsatz insbesondere in Siedlungsgebieten hemmen. Die derzeit in der Literatur, in den Akustikleitfäden von Wärmepumpenverbänden, etc. vorgeschlagenen Maßnahmen zur Minimierung der störenden Schallemissionen umfassen konstruktive, komponenten-spezifische, regelungstechnische sowie aktive Maßnahmen, wobei deren Effekt auf die Schallemission meistens nur qualitativ bewertet wird. Die simultanen Auswirkungen dieser Schallreduktionsmaßnahme(n) auf Leistung, COP, Schallemission und psychoakustische Wahrnehmung, werden derzeit nicht quantitativ bewertet, womit der Wärmepumpen­branche (insbesondere WP-Herstellern, Installateuren, Planern) nicht bekannt ist, welche der gängigen Maßnahmen für das Wärmepumpensystem als Ganzes betrachtet jeweils am Optimalsten ist.

SilentAirHP zielt daher primär darauf ab, fortschrittliche numerische und experimentelle Methoden zur quantitativen Bewertung schallreduzierender Maßnahmen für L/W-WP zu entwickeln, um damit mittelfristig nationale Hersteller bei der Neuentwicklung bzw. der Nachrüstung ihrer L/W-WP zu unterstützen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden im Projekt zum einen akustische Messmethoden entwickelt, welche Schallquellen frequenzaufgelöst unterscheiden und lokalisieren können. Parallel dazu werden Gesamtsystemsimulationen durchgeführt, welche die Schallemission (auch während des Vereisens der Außeneinheit) berücksichtigen. Diese Modelle sind notwendig, um in Folge regelungstechnische Schallreduktionsmaßnahmen zu entwickeln. Zudem wird eine möglichst industrienahe modulare L/W-WP aufgebaut, an der in Folge Schallreduktionsmaßnahmen experimentell untersucht werden. Neben der Quantifizierung ausgewählter „passiver“ Maßnahmen soll insbesondere die Verwendung von Anti-Eis-Beschichtungen des WYSS Institutes (Harvard University) bei Vereisung und Abtauung, sowie Noise Cancelling als „aktive“ Maßnahme im Projekt getestet, adaptiert und bewertet werden. Gemeinsam mit dem Institut für Schallforschung (ÖAW) werden ausgewählte Schallreduktionsmaßnahmen zudem psychoakustisch analysiert und bewertet.

Das Projektergebnis umfasst einerseits einen quantitativ bewerteten Maßnahmenkatalog für bekannte und neuartige Schallreduktionsmaßnahmen, zudem wird andererseits eine ausführliche Systembeschreibung einer L/W-WP vorgestellt, die erstmals sowohl das Vereisungsverhalten als auch die Schallemissionen berücksichtigen kann. Darüber hinaus wird der Methodenpool des AIT erweitert.

Das vorliegende Projekt wird als Einzelprojekt eingereicht, weil damit die Ergebnisse allen nationalen Wärmepumpenherstellern uneingeschränkt zur Verfügung gestellt werden können.

Ausgangssituation

Luftwärmepumpen, insbesondere L/W-WP, haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund ihrer Vorteile wie z.B. geringer Platzbedarf, vergleichsweise geringe Anschaffungskosten, etc. sehr gut verkauft. Sie zählen europaweit zu dem am meisten verkauften Wärmepumpensystemen zur Heizung/Kühlung von Wohnbauten. Neben den genannten Vorteilen, weisen Luftwärmepumpen insbesondere eine Eigenschaft auf, die zu einem großen Wettbewerbsnachteil der Technologie werden, und ihre breite Verbreitung insbesondere in Siedlungsgebieten hemmen könnte: die im Freien aufgestellten Anlagen erzeugen oftmals störende Geräusche im tiefen Frequenzbereich, die zumeist als „Brummen“ wahrgenommen und als sehr störend empfunden werden, und damit nicht selten Nachbarschaftskonflikte mit gesundheitlichen, psychischen und finanziellen Folgen (teure Nachrüstungen, Kosten für Sachverständige, Anwaltskosten, et.), speziell in dichter bebauten, städtischen Siedlungen auslösen. Wie Ergebnisse eines deutschen Forschungsprojekts erwarten lassen und die Voruntersuchungen am AIT zeigen, verstärken sich diese störenden Geräusche noch wenn die Anlagen vereisen, wie das in unseren Breiten in den kälteren Monaten nicht vermeidbar ist. Insofern sind Schallreduktionsmaßnahmen unvermeidbar. Schallreduktionsmaßnahmen können jedoch vielschichtige Auswirkungen auf die Performance einer L/W-WP haben, da es sich bei der L/W-WP um ein System mit komplexen Abhängigkeiten handelt.

In-Situ Schallmessungen der Napier University aus dem Jahr 2011 an neun, im Einsatz befindlichen Anlagen haben gezeigt, dass die gemittelten Schallpegelmessungen in der Regel mit den Herstellerangaben übereinstimmen, dass aber einzelne schmalbandige störende Töne, die vermehrt bei Vereisung im tiefen Frequenzbereich auftreten, von den Herstellern zumeist nicht erwähnt werden. Gerade diese tiefen Frequenzbereiche sind es aber, die von Nachbarn bzw. Anrainern als besonders störend empfunden werden, und daher oftmals die Quelle für deren Beeinträchtigung darstellen.

Bei klimatischen Bedingungen knapp über dem Gefrierpunkt, und zeitgleich hoher relativen Luftfeuchte, können am Verdampfer der Luftwärmepumpe Temperaturen <0 °C auftreten. Dies kann zur Eisbildung am Verdampfer des Außengeräts führen, und in Folge die Übertragungsfähigkeit des Verdampfers und den Luft-Strömungsquerschnitt verringern. Der erste Effekt bewirkt einerseits eine geringfügige Erhöhung des COPs aufgrund der minimal höheren Luftaustrittstemperatur und außerdem – und das ist der weitaus stärkere Effekt –  auch eine Verringerung der Verdampferleistung. Die Änderung des Luft-Strömungsquerschnitts ändert zudem die Luftströmung am Verdampfer und erhöht damit den Schallpegel und den Druckverlust am Verdampfer. Der erhöhte Druckverlust über den Verdampfer führt indirekt über den Ventilator zu einer deutlichen Erhöhung des gesamten Schallpegels der Anlage. Dies resultiert daraus, dass die Regelung die Ventilatordrehzahl und somit den luftseitigen Volumenstrom erhöht um die Verdampferleistung aufrecht zu erhalten. Zusätzlich erhöht sich der elektrische Energieverbrauch des Ventilators. Eine weitere Möglichkeit auf die Vereisung zu reagieren wäre den Abtauprozess einzuleiten, was früher oder später ohnehin geschieht. Alleine nur die Frage, wann der energieeffizienteste und schalltechnisch beste Zeitpunkt für diesen Prozess ist, ist nach dem derzeitigen Stand des Wissens nicht ohne weiteres zu beantworten.

Transiente Schalldruck-Testmessungen an einer L/W-WP am AIT zeigten eine deutliche Zunahme des Schalleistungspegels während der Vereisung der Wärmepumpe: Bemerkenswert ist, dass es nicht nur zu einer generellen Anhebung des Schallleistungspegels kommt, sondern dass auch tonale Komponenten bei Vereisung hinzukommen. In diesem Zusammenhang ist eine psychoakustische Bewertung hochinteressant um die Wirkung auf die Umgebung zu bewerten.

Resultate des Schweizer Wärmepumpentestzentrums Buchsaus 2013, die sich auf Luft-Wasser-Wärmepumpen österreichischer Hersteller beziehen, listen Schalleistungspegel der zur Außenaufstellung bestimmten Geräte zwischen 54 – 67 dB(A). Diese Werte liegen teils deutlich über den leisesten am Markt erhältliche Geräten (rd. 48 dB(A)).

Die Akustik Forschung Dresden (AFD) hat >400 Prüfstandsmessungen von >40 Wärmepumpen­herstellern, darunter vier nationale Anbieter, ausgewertet. Der Schallleistungspegel von außenaufgestellten Kompaktgeräten lag im Schnitt zwischen 55-75 dB(A), jener von im Gebäudeinneren Aufgestellten bei 47-75 dB(A), Geräte in Split-Bauweise wiederum lagen bei 50 – 73 dB(A). Zudem wurden Ventilatoren sowie Verdichter als die dominanten Lärmquellen identifiziert. Weiters wurde herausgefunden, dass niedrigere Außentemperaturen in der Regel mit höheren Schallemissionen einhergehen. Als möglicher Grund, dem nicht näher nachgegangen wurde, der aber im Projekt SilentAirHP untersucht werden soll, wurde die Vereisung angeführt. Zudem wurden im Projekt Maßnahmen in primäre und sekundäre Lärm- bzw. Schallminderungsmaßnahmen unterteilt und ausgewählte Schallminderungsmaßnahmen monetär bewertet.

Arbeiten des SP Technical Research Institute of Sweden, in denen verschiedene Wärmeübertragerkonzepte von L/W-WP untersucht wurden, zeigen, dass der Verdampfer zwar eine nahezu vernachlässigbare Schallquelle im System mit einem Ventilator darstellt, dass er aber über den Druckverlust einen erheblichen indirekten Einfluss auf den dominanten Schallpegel des Ventilators hat. Der alleinige (direkte) Schallpegel des in der Arbeit vermessenen lautesten Wärmeübertragers lag bei 43 dB(A), was deutlich unter typischen Schallpegeln (ca. 54-67 dB(A)) von Luft-Wärmepumpen liegt.

Das schalltechnische Zusammenspiel von Verdampfereinheit und Ventilator in einer kommerziell erhältlichen Split-Einheit wurde von M.J. Crocker et al. untersucht. Dabei hat sich eine Abhängigkeit der Schalleistung (in dB(A)) vom Volumenstrom im Ausmaß der 8ten-Potenz gezeigt. In anderen Worten, eine leichte Reduktion des Luftvolumenstroms führte bereits zu einer deutlichen Schallreduktion in diesem System, wobei der Verdichter in dieser Arbeit nicht näher untersucht wurde.

Der vom Umfeld als störend wahrgenommene Schallpegel von Wärmepumpen im Feld kann durch konstruktive Maßnahmen am Gerät wie z.B. Optimierung der Gehäusegeometrie, Isolation von durchströmten Leitungen, etc. oder durch eine geänderte Geräteaufstellungwie insbesondere die Einhaltung eines geeigneten Abstandes zum Nachbarn, Verhinderung von Reflexion an Wänden, etc. vermindert werden. Aufstellungsrichtlinien sowie einzuhaltende Lärmrichtwerte sind z.B.: über das österreichische Umweltbundesamt zu beziehen. Der österreichische Wärmepumpenverband „Wärmepumpe Austria“ hat 2014 einen Leitfaden zur Akustik von Luft-Wasser-Wärmepumpen herausgegeben, der Planer und Installateure bei der sorgfältigen Planung und fachgerechten Ausführung der Installation unterstützen soll, um die Geräuschbelastung für die Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Dieser Leitfaden ist eine allgemeine Einführung in das komplexe Thema Schall und enthält u.a. eine Liste technischer Maßnahmen zur Lärmminderung und deren Wirkung sowie qualitative Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Die Maßnahmen wurden jedoch hinsichtlich ihrer Auswirkung auf die Leistung der Wärmepumpe nicht quantifiziert. 

Während passive Schallreduktionsmaßnahmen in jeder am Markt erhältlichen Wärmepumpe implementiert werden, werden aktive Schallreduktionsmaßnahmen derzeit noch nicht von Wärmepumpenherstellern direkt verbaut. Dennoch gibt es Firmen die Lösungen für HVAC-Systeme, basierend auf Active Noise Cancelling (ANC)-Technologien, anbieten. Active Noise Cancelling (ANC) wird im aktuellen Forschungsvorhaben als aktive Methode zur Reduktion der Geräuschemission von Luftwärmepumpen eingesetzt. Die Methode wird derzeit in erster Linie in ANC-Kopfhörern eingesetzt. Es gibt aber auch Anwendungen in der Fahrzeug- und Flugzeugindustrie die zu einer Schallreduktion im Innenraum von bis zu 10 dB(A) führen. Das ANC Konzept ist bereits seit den 1930er Jahren bekannt, wird aber erst jetzt durch die schnellen und leichten Signalprozessoren praktikabel.

In instationären Strömungen werden Druckschwankungen generiert um die Schwankungen im Impuls auszugleichen – sie können an das umgebende Medium weitergegeben werden und propagieren von der Quelle nach außen. Sie werden am Ort des Beobachters als aerodynamischer Schall wahrgenommen. Man unterscheidet drei Arten von Quellen: Monopole (z.B. Kolben in Rohren, Verbrennung), Dipole (Oberflächendruckschwankungen) und Quadrupole (freie Schwankungen im Raum, z.B. Nachlauf des Ventilators). Schall kann durch Wechselwirkung der Ventilatorschaufeln oder der Wärmetauscherlamellen mit Wirbelströmungen (Schall niedriger Frequenz) oder der Wechselwirkung mit Turbulenz (Breitband-Rauschen) entstehen. Außerdem können beim Ventilator Wechselwirkungen mit der eigenen Strömungsrandschicht und dem eigenen Strömungsnachlauf auftreten (Breitband-Rauschen mit tonalen Komponenten). Im Bereich der Flugzeugaerodynamik kann z.B. eine deutliche Schallreduktion durch Verwendung von Bürsten an den Flügelhinterkanten erreicht werden. Sie verringern die Oberflächendruckdifferenz und schwächen Beugungseffekte. Geometrische Modifikationen (wie Sägezahn, Sinusform) ermöglichen deutliche Reduktionen (aufgrund von Streuungseffekten). Ähnliche Strukturen finden sich in hochentwickelten Ventilatorgeometrien. Eine weitere Möglichkeit zur Schallreduktion ist der Einsatz von akustischen Resonatoren in Wandnähe (die akustische Energie wird in Wärme durch viskose und thermische Diffusionsprozesse konvertiert).

Der Schallleistungspegel ist eine integrale Größe, d.h. es gibt einen einzigen Wert für eine schallemittierende Maschine. Aus diesem Wert kann dann am Ort des Beobachters (Immissionsort) ein Schalldruckpegel berechnet werden. Meist sind diese Werte A-bewertet, d.h. es wird das frequenzabhängige Empfinden des Menschen mitberücksichtigt. Im Gegensatz zur Betrachtung eines integralen Wertes berücksichtigt eine psychoakustische Analyse den Frequenzgang und erzielt eine Bewertung (meist) über Probanden, denen Audiosamples präsentiert werden. Es kann sich herausstellen, dass eine Wärmepumpe mit niedrigerem Schallleistungspegel dennoch deutlich unangenehmer empfunden wird, wenn spezielle Frequenzanteile von den Probanden negativ bewertet werden.

Projektverlauf

Numerische Methodenentwicklung

Orts- und frequenzabhängige Schallabstrahlung / Quellenrekonstruktion mit akustischer Messkuppel: Im Projekt wird die Schallabstrahlung des wechselwirkenden Systems (Außeneinheit der Versuchs-L/W-WP) orts- und frequenzaufgelöst mittels Mikrofonen ermittelt, die in einer Halbkugel (akustische Messkuppel) um das Testobjekt installiert werden. Für jede Mikrofonposition steht ein zeitsynchrones Messsignal zur Verfügung, sodass im Post­Processing folgende Größen ermittelt werden können: integraler Schalldruckpegel an jeder Position (ortsaufgelöst), Frequenzspektrum (ortsaufgelöst), und Schallleistungspegel durch Integration über dem Halbraum. Da die Mikrofondaten zeitsynchron vorliegen, ist zusätzlich eine relative Phaseninformation der unterschiedlichen Mikrofone verfügbar. Eine spezielle Analyse-Methode ermöglicht eine Schall-Quellenlokalisation. Akustische Holographie bzw. Beam-Forming (bei der akustische Kamera) sind Methoden in diesem Umfeld. Entsprechende notwendige Entwicklungsarbeiten werden in SilentAirHP durchgeführt.

Zusätzlich kommt eine akustische Kamera zum Einsatz, die aus 48 kalibrierten Mikrofonen besteht, die in einer bestimmten Anordnung bekannter Geometrie außerhalb oder innerhalb des Gehäuses positioniert werden. Durch Analyse der zeitsynchron aufgezeichneten transienten Schalldrucksignale kann auf die Schallquellenverteilung rückgeschlossen werden. Auch bei dieser Methode können Änderungen an der Luftführung, der Einbau von turbulenzmindernden oder –verstärkenden Geometrien sowie Schallabsorbern unterschiedlichen Materials sofort in den Signalen bewertet werden.

1D-Systemsimulation

Der Anspruch an ein Systemmodell ist generell, dass es in einer angemessenen Zeit, die komplexe Vorgänge in einem System transient berechnen kann.  Um das Gesamtsystem einer Luftwärmepumpe transient abzubilden wird die  Beschreibungssprache Modelica im Projekt verwendet. Modelica-Modelle von bestehenden Luftwärmepumpen ohne Schallberücksichtigung sind zum Teil vorhanden. Auf diesen Modellen kann im Projekt aufgebaut werden Versuchsaufbau L/W-WP und somit kann man sich hauptsächlich auf die Modellierung der Außeneinheit konzentrieren.

Die Schallpegelausbreitung der Komponenten: Verdampfer, Rohr und Ventilator wird durch ebene Wellen beschrieben werden. Dieser Ansatz ist nur für niedrige Frequenzen (<670 Hz bei 30 cm Rohrdurchmesser) gültig. Praktisch wird dieser Ansatz über zu adaptierende Modelle aus der am AIT entwickelten SoundDuctFlow-Library parallel zum energetischen Systemmodell berücksichtigt werden. Die Schallpegeländerungen über den Wärmeübertrager oder den Ventilator werden dabei entweder  über empirische Gleichungen aus Literaturquellen oder direkt aus Messungen der einzelnen Komponenten (Messung der Streumatrix) beschrieben.

Ähnlich zu diesem Ansatz soll ein Vereisungsmodell entwickelt werden, das ebenfalls zu dem energetischen Modell parallel geschaltet wird und den Druckverlust des Verdampfers abhängig von den Lufteingangsbedingungen beschreibt. Das Vereisungsmodell kann durch Experimente im Projekt und CFD Rechnungen verifiziert, bzw. für bestimmte Verdampfer kalibriert werden. Im Systemmodell wird nicht die Schallausbreitung höher frequenter Anteile beschrieben, welche eine genauere Analyse (Computational Aeroacoustics (CAA) -Rechnungen) benötigen würden.

Strömungsrechnung mit Vereisungssimulation – Korrelation turbulente Strömungsgrößen mit Schallemissionen:

Im Rahmen des Projektes werden bereits entwickelte und verfügbare experimentelle (Constant Temperature Anemometry, Wägetechnik, Wanddruckschwankung) und numerische Methoden (Numerische Strömungssimulation, Vereisungssimulation) adaptiert, verfeinert und mit neuen Methoden (Schall-Messung mit akustischer Messkuppel) verknüpft. Parallel zu den Strömungsgeschwindigkeitsmessungen werden ausgewählte Luft-Wärmepumpen-Kombinationen mittels dreidimensionaler Strömungs­simulation und Vereisungssimulation transient berechnet. Ein Vergleich der globalen Parameter sowie der Eismasse und den turbulenten Strömungsgrößen erlaubt eine Validierung der numerischen Methoden sowie eine Korrelation der im Zusammenspiel aus Ventilator, Geometrie der Luftführung und Verdampfer entstehenden Wanddruckschwankungen und Turbulenzgraden mit den vom System abgestrahlten Schallwellen. Ein robustes numerisches Modell erlaubt in Zukunft eine wertvolle Unterstützung in der Designphase von Luftwärmepumpen in Hinblick auf Vereisung und Schallemission.

Experimentelle Methodenentwicklung

Akustische Messkuppel:

Um einzelne Schallquellen einer L/W-WP lokalisieren zu können wird ein Array aus 48 Mikrofonen in einer Halbkugel-Anordnung aufgebaut. Um die Phaseninformation so genau wie möglich Messen zu können muss die Anordnung geometrisch exakt ausgerichtet und akustisch kalibriert sein. Daraus ergeben sich hohe Anforderungen an die Genauigkeit des Aufbaus.

Messstrecke zur Bestimmung der Schalltransfereigenschaften

Für die 1D-Modelle, die die Schallemissionseigenschaften beschreiben, sind zusätzliche Messungen abseits der Vermessung des Gesamtsystems notwendig.

Versuchsaufbau L/W-WP

Im Rahmen des Projekts soll eine experimentelle, aber dennoch möglichst industrienahe Luftwärmepumpe für eine Heizleistung von ca. 5 kW bei A2/W35 aus Standard- bzw. aus High-Performance-Komponenten modular aufgebaut. Im Gegensatz zu einer kommerziell erhältlichen Außeneinheit wird die Versuchs-L/W-WP: eine Vielzahl von Messzugängen sowie leicht zu wechselnde Module für komponenten-spezifische Maßnahmen aufweisen, die Möglichkeit bieten Einzel­komponenten aus dem Gerät in schallabgeschirmte Räume auszulagern, um Schalleffekte getrennt zu untersuchen, sowie die Möglichkeit bieten weiterführende Teile am Luftein- und –auslass zu montieren. Aufgrund des modularen Aufbaus erhebt die Versuchs-L/W-WP nicht den Anspruch mit den leisesten Wärmepumpen am Markt mithalten zu können. Das vorrangige Ziel der Versuchs-L/W-WP ist es, das Wechselspiel der Einzelkomponenten und den Einfluss verschiedenster Schallreduktionsmaßnahmen zu untersuchen.

Messungen

In den Klimakammern des AIT wird die SilentAirHP akustisch und thermodynamisch vermessen. Dazu gehört die akustische Charakterisierung mittels akustischem Dom. Die SilentAirHP wird auf einer Waage platziert, womit eine transiente Bestimmung der Gewichtszunahme und damit eine Messung der Eismasse möglich ist. Zu den zeitabhängig erfassten thermodynamischen Meßgrößen gehören neben den Klimabedingungen des Klimakammersystems die Drücke und Temperaturen an unterschiedlichen Stellen im Inneren der SilentAirHP.

Meilensteine

  1. Bewertungskatalog veröffentlicht
  2. Abschlussworkshop
  3. 1D Modelle entwickelt und mit Gesamtsystem verknüpft.
  4. Schalloptimierte Regelung fertig
  5. Akustische Messkuppel in Verbindung mit dem Schallokalisations-Tool funktioniert; akustische Kamera und lokale Druckmessung sind aufgebaut und kalibriert.
  6. Alle Zusatzmodule aufgebaut
  7. Versuchs-L/W-WP einsatzbereit
  8. Bewertung der Schallreduktionsmaßnahmen abgeschlossen

Ergebnisse

Die wichtigstes Projektergebnisse im laufenden Projekt SilentAirHP sind in mehreren Publikationen veröffentlicht worden:

2015 wurde das Projekt in Slowenien präsentiert; 2016 folgten Vorträge bei der ÖPG in Wien. 2017 wurde das Projekt auf der DAGA 2017 in Kiel, der Jahrestagung der Österreichischen und Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft 2017 in Genf, am Heat Pump Summit 2017 in Nürnberg und auf der IEA HPC 2017 in Rotterdam vorgestellt. Außerdem wurden zwei Präsentationen im Rahmen der ERCOFTAC Meeting 2017 durchgeführt.

Zusätzlich wurde das Projekt bei den vom AIT organisierten Wärmepumpen Herstellertagen gezeigt. Dabei konnten die Teilnehmer bei Laborführungen die Messungen verfolgen.

Die 1D Simulationen wurden für Modelica als Sound Source Library veröffentlicht und sind in einem Paper beschrieben.

Ch. Reichl, C. Köfinger, J. Emhofer, SilentAirHP: Advanced Methods for Analysis and Development of Noise Reduction Measures for Air-to-Water Heat Pumps, 22th ERCOFTAC Alpe Danube Adria Pilot-Center Meeting, University of Ljubljana, Slowenien; 13.11.2015.

Ch. Reichl, J. Emhofer, Ch. Köfinger, T. Fleckl, SilentAirHP – Advanced Methods for Analysis and Development of Noise Reduction Measures for Air-to-Water Heat Pump Systems, 66. Jahrestagung der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft, 27.-29. September 2016, Universität Wien, Österreich

P. Wimberger, J. Emhofer, C. Köfinger, T. Fleckl, M. Gröschl, Ch. Reichl, Space-, time- and frequency resolved recording and analysis of sound emissions and sound source localisation using a multichannel measuring system, 66. Jahrestagung der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft, 27.-29. September 2016, Universität Wien, Österreich

N. Schmiedbauer, J. Emhofer, C. Köfinger, P. Wimberger, T. Feckl, M. Gröschl, Ch. Reichl, Active Noise Cancelling fro Heat Pump Applications, 66. Jahrestagung der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft, 27.-29. September 2016, Universität Wien, Österreich

F. Linhardt, K. Alten, J. Emhofer, C. Köfinger, T. Fleckl, P. Wimberger, M. Gröschl, Ch. Reichl, Charakterisierung der Schallabstrahlung von Luft-Wasser-Wärmepumpen mittels simultaner Hitzdrahtanemometrie, Vibrationsmessung und Schalldruckbestimmung , 43. Jahrestagung für Akustik, Kiel, Deutschlad, 06.-09. März 2017

N. Schmiedbauer, J. Emhofer, C. Köfinger, P. Wimberger, T.  Fleckl, M. Gröschl, Ch. Reichl, Aktive Störschallunterdrückung für Wärmepumpenanwendungen, 43. Jahrestagung für Akustik, Kiel, Deutschlad, 06.-09. März 2017

Ch. Reichl, J. Emhofer, P. Wimberger, N. Schmiedbauer, F. Linhardt, E. Wasinger, C. Köfinger, T. Fleckl, SilentAirHP – Analyse und Entwicklung von Schallreduktionsverfahren für Luft-Wasser-Wärmepumpen, 43. Jahrestagung für Akustik, Kiel, Deutschland, 06.-09. März 2017

Ch. Reichl, M. Popovac, E. Wasinger, D. Meisl, R. Zitzenbacher, F. Linhardt, J. Emhofer, Icing of heat exchangers investigated by measurements and simulations on micro- and macroscale, 25th ERCOFTAC Alpe Danube Adria Pilot-Center Meeting & ERCOFTAC Spring Festival 2017, AIT, Austria, 06.04.2017

Ch. Reichl, M. Popovac, E. Wasinger, D. Meisl, R. Zitzenbacher, F. Linhardt, P. Wimberger, N. Schmiedbauer, J. Emhofer, M. Gröschl, Experimental and numerical methods for the fluid dynamic and acoustic characterization of heat exchanger icing, Jahrestagung der österreichischen und Schweizer physikalischen Gesellschaft, 21.-25. August 2017, Genf (CERN und CIGG)

Christoph Reichl, Johann Emhofer, Mirza Popovac, Peter Wimberger, Felix Linhardt, Karoline Alten, Thomas Fleckl IEA HPT Annex 51: Acoustic Signatures of Heat Pumps Update – Acoustic Transmission Measurements and Sound Source Detection, 26th ERCOFTAC Alpe Danube Adria Pilot-Center Meeting, TU Graz, Austria, 24.10.2017

Ch. Reichl, Transient Acoustic Signatures of the GreenHP with special focus on icing and defrosting, 12th IEA Heat Pump Conference, May, 11.-14. 2017, Rotterdam, The Netherlands

Ch. Reichl, J. Emhofer, T. Fleckl, HPT TCP Annex 51: Reduktion der Schallabstrahlung von Luft-Wasser-Wärmepumpen, European Heat Pump Summit, 22.-23.Oktober 2017, Nürnberg, Deutschland.

J. Emhofer, R. Zitzenbacher, Ch. Reichl, Sound Source Extension Libraryfor Modelica, Proceedings of the 12th International Modelica Conference, May 15-17, 2017, Prague, Czech Republic

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Steckbrief

  • Projektnummer
    848891
  • Koordinator
  • Projektleitung
    Christoph Reichl, Christoph.Reichl@ait.ac.at
  • Schlagwörter
    Akustik, Lärmreduktion, Wärmepumpe
  • Förderprogramm
    Energieforschungsprogramm
  • Dauer
    10.2015 - 09.2018
  • Budget
    592.931 €