#82222

EHNUREvaluation einer Hypothetischen „NUklearen Renaissance“

Im Lichte der angekündigten Anstrengungen bzw. eingegangenen Verpflichtungen, den Ausstoß von Treibhausgasen weltweit, innerhalb der europäischen Union und in Österreich zu senken, um Ausmaß und Auswirkungen des globalen (anthropogenen) Klimawandels zu mildern, erhielt die Diskussion über einen verstärkten Einsatz von Kernkraftwerken neuen Auftrieb. Ölpreishausse und der Erdgaslieferstopp Anfang 2009 wirkten als zusätzliche Verstärkung. Die Republik Österreich hat sich 1978 gegen den Betrieb von Nuklearenergieanlagen auf seinem Territorium entschieden, diese Abkehr auch per Gesetz verankert und deklariert sich auf EU-Ebene als Gegner der Kernenergie. Mit ihrer Position ist sie dort derzeit nicht mehrheitsfähig. In der veröffentlichten Meinung häufen sich vermehrt die Stellungnahmen, die diese Politik als veraltet, überholungsbedürftig, angesichts von Stromimporten unehrlich und im Kontrast zu einer auf EU-Ebene wahrgenommener Aufbruchsstimmung quasi als „rückständig“ bezeichnen. Auf der politischen Ebene wird dieses Thema breit angesprochen, das offizielle Österreich kommt vermehrt unter Druck. Im Gegensatz zur Intensität dieser Diskussionen ist auf der fachlichen Ebene ein Fehlen differenzierter und fundierter Bearbeitungen der erforderlichen Breite und Tiefe wahrzunehmen. Diese betreffen die Rahmenbedingungen des Einsatzes von Kernenergie und deren tatsächliche Leistungsfähigkeit auf Basis der derzeit verfügbaren bzw. kurz, mittel und langfristig realistischerweise tatsächlich zur Verfügung stehenden Technologien. Die Intention des EHNUR-Projektes ist es, unter Einsatz der ausgewiesenen Nuklearkompetenz des Antragstellers und der Konsortialpartner sowie der langjährigen einschlägigen Erfahrung seiner Experten die Erwartungen and die Kernenergie einer kritischen Bewertung zu unterziehen und sie mit den Anforderungen einer erfolgreichen Bekämpfung des Klimawandels (bzw. der Abmilderung seines Verlaufs und seiner Auswirkungen), der geographischer Verfügbarkeitsverteilung begrenzter Ressourcen , sowie den Anforderungen gegenwärtiger und zukünftiger Energiesysteme in Beziehung zu setzen. Dies betrifft in einem über vorliegende Analysen hinausreichendem Ausmaß insbesondere das Spektrum der eingesetzten Technologien, von vorhandener ertüchtigter Technologie und Lebensdauerverlängerung bestehender Anlagen über evolutionäre Weiterentwicklung aktueller Reaktordesigns bis hin zu revolutionären bzw. avantgardistischen Technologiekonzepten. Hier ist auf Basis von Erwartungswerten über den zu unternehmenden Forschungsaufwand eine Einordnung in ein Zeitspektrum erforderlich. Mögliche Engpässe beim Ausbau von Kernenergie sowie vor allem auch die Frage der Brennstoffverfügbarkeit und der Brennstoffflüsse und –kreisläufe werden als wesentlicher Einflußfaktor zur Bestimmung der Machbarkeitsgrenzen herangezogen. Ein der Kernenergie zuordenbares (und gegenüber der aktuellen Fokussierung auf Elektrizität evtl. erweitertes) Spektrum an Sekundärenergieträgern ist mit den sektoralen Anforderungen des Endenergieverbrauchs zu verknüpfen. Prognosen bzw. Szenarien, die Aussagen über erwartete bzw. modellierte Entwicklungen des Energieverbrauchs, bzw. den mit Energieeinsatz eng verknüpften Ausstoß von Treibhausgasen liefern, stellen einen Maßstab dar, an dem Kernenergieeinsatz zu messen ist. Die Einflüsse von Kernenergie auf die Entwicklung der Energiesysteme werden mit den auf politischer Ebene festgelegten Reduktionszielen für Treibhausgase und den aus den Ergebnissen der Klimaforschung resultierenden Anforderungen der in Beziehung gesetzt. Ziel von EHNUR sind die Schaffung einer breiten und versachlichten Argumentationsbasis zur Unterstützung von Entscheidungsträgern sowie Wissenstransfers in Richtung von Multiplikatoren im Rahmen der Dissemination der Projektergebnisse.

Steckbrief

  • Projektnummer
    82222
  • Koordinator
    Universität für Bodenkultur Wien Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften
  • Projektleitung
    Wolfgang Kromp, wolfgang.kromp@boku.ac.at
  • Förderprogramm
    Neue Energien 2020
  • Dauer
    09.2010 - 03.2013
  • Budget
    299.056 €