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DIGI-Hydro Digitalisierung und Visualisierung als Basis für Predictive Maintenance in der Wasserkraft

Ziel des Projektes DIGI-Hydro ist die Entwicklung von Konzepten in Richtung einer Digitalisierung und automatischen Zustandsbeurteilung von Wasserkraftanlagen. Das Projekt umfasst die folgenden geplanten Innovationen:

(a) Konzept zur sensorbasierten Überwachung von Wasserkraftanlagen
Es ist derzeit nicht immer genau eruierbar, welche Sensoren sich für eine automatische Zustandsbeurteilungen von älteren Wasserkraftanlagen eignen. Weiters ist selten bekannt, in welchem Detailgrad die Daten vorliegen müssen, und welche Datenmengen dabei zu erwarten sind. Die in DIGI-Hydro geplanten Untersuchungen werden nachweisen, welche Sensoren und welche Formen der Daten (z.B. Frequenzspektren statt Rohdaten) erforderlich sind, um die Betriebszustände automatisiert beurteilen zu können. Dazu sind umfangreiche Messungen und Untersuchungen mit verschiedenen Sensordaten von Nöten.

(b) Neue Methoden zur Datenspeicherung und Datenanalyse
Die zu erwartende Datenmenge aus den geplanten Messungen ist sehr hoch. Daraus ergeben sich Fragen zu einer effizienten Speicherung und anschließenden Analyse der Daten. In DIGI-Hydro werden sowohl Speicherkonzepte für große Mengen an Zeitreihendaten, als auch visuelle Analysemethoden zur Korrelation von Zeitreihen- und Frequenzdaten entwickelt werden.

(c) Plattform zur automatisierten Zustandsbeurteilung
Die Digitalisierung in der Wasserkraft steht erst am Anfang und digitale Konzepte werden daher jetzt noch nicht breit angewendet. In DIGI-Hydro werden die Erkenntnisse aus umfangreichen Messungen und Datenanalysen dazu verwendet werden, Modelle für die automatisierte, datengetriebene Zustandsbeurteilung von Wasserkraftanlagen zu entwickeln. Zusammen mit einer webbasierten Plattform werden somit Konzepte in Richtung einer Remote-Überwachung von Anlagen präsentiert.

Ausgangssituation

Mit einem Anteil von rund 60% in Österreich und rund 15% in Europa hat die Wasserkraft einen entscheidenden Anteil an der Produktion von Elektrizität. Wasserkraftanlagen sind auf eine sehr lange Lebensdauer ausgelegt, wodurch einige Anlagen bereits seit mehr als 40 Jahren in Betrieb sind. Somit wurden die Kraftwerksanlagen geplant und gebaut, lange bevor wesentliche Entwicklungen in der Sensorerfassung und Datenauswertung stattfinden konnten.

Darüber hinaus wird der Betrieb der Wasserkraftanlagen in Zukunft großen Veränderungen unterworfen sein. Durch die zunehmende Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen wird das Stromnetz immer stärkeren Schwankungen unterliegen. Das Ausgleichen solcher Schwankungen, die sogenannte Netzregulierung, wird derzeit mitunter durch eine Änderung des Betriebes der Wasserkraftwerke erreicht. Dies führt vermehrt zur Notwendigkeit, die Wasserkraftanlagen in atypischen Betriebszuständen zu betreiben, für die sie ursprünglich nicht geplant und gebaut wurden.

Das Ausmaß möglicher Schädigungen durch diese Betriebszustände und die Auswirkung auf zukünftige Wartungszyklen sind nur schwer und aufwendig ermittelbar. Betriebsdaten, welche durch verschiedene Sensoren aufgezeichnet werden, können neue Erkenntnisse über den veränderten Betrieb der Anlagen liefern.

Projektverlauf

DIGI-Hydro wird zu Beginn die geeigneten Wasserkraftanlagen für die zu Grunde liegenden Messungen auswählen und analysieren. Diese bilden die Basis für alle weiteren Auswertungen und Analysen bis hin zum Digitalen Zwilling. Die Auswahl der Wasserkraftanlagen richtet sich nach Maschinentyp, Leistung, Alter, Bauweise udgl.
Nach erfolgreicher Standortbestimmung werden die individuellen Messprogramme ausgearbeitet und die Anlagenmessungen (Instrumentierung mit Sensoren, Zugänglichkeit, Detektionsmöglichkeiten, etc.) vorbereitet. Sobald die erste Möglichkeit einer Anlagenmessung besteht, wird das Projektteam dieses umsetzen.
Parallel dazu wird die Infrastruktur für die Datenspeicherung und -analyse an der TU Wien aufgebaut. Derzeit wird davon ausgegangen, dass für einen Maschinensatz, ausgestattet mit allen Sensoren, die wir für eine spätere Evaluierung brauchen, eine Datenmenge von ca. 10GB/Stunde anfällt. Daraus ergibt sich auch die Notwendigkeit, rasche Analysetools und Visualisierungstechniken zu entwickeln.
Dieser Schritt wird nach der erste Messung in 2021 passieren. Für diese Anlage wird ein Digitaler Zwilling erstellt, damit man die Entwicklung der einzelnen Tools überprüfen kann, bevor eine reale Implementation angedacht werden kann.
Nach erfolgreicher Evaluierung des Digitalen Zwillings wird in 2022 oder 2023 eine weitere Anlagenmessung durchgeführt, die die Anwendbarkeit des Systems darstellen soll.
Im Projektablauf wird auch die Instandhaltung eines solchen Maschinensatzes in die Entwicklung eines Digitalen Zwillings mit einbezogen werden.

Meilensteine

  1. M1 - Anlagenbesichtigungen und Messvorbereitungen abgeschlossen
  2. M2 - Design und Implementierung von Datenbanksystem für Datensammlung finalisiert
  3. M3 - Erste Messperiode beendet und Daten in finalen Speicher übertragen
  4. M4 - Design und Implementierung des visuelles Tools zur Exploration der Daten finalisiert
  5. M5 - Zweite Messperiode beendet und Daten in finalen Speicher übertragen
  6. M6 - Modellbildung und Entwicklung eines webbasierten Tools zur Zustandsüberwachung finalisiert

Ergebnisse

Das Projekt DIGI-Hydro soll zu den folgenden, zu erwartenden Resultaten führen:

(+) – Umfangreiche Messdaten von verschiedenen Wasserkraftwerksanlagen.
(+) – Konzepte zur effizienten Speicherung von großen Mengen an Sensordaten.
(+) – Neue visuelle Datenanalysekonzepte zum Korrelieren von Zeitreihen- und Frequenzdaten.
(+) – Modelle für die automatisierte Zustandsbeurteilung von Wasserkraftanlagen.
(+) – Eine webbasierte Plattform zur Analyse der Modellergebnisse.
(+) – Genaue Analysen über erforderliche Sensoren und Datengenauigkeit für eine automatische, datengetriebene Überwachung.

Steckbrief