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MultiFuelLowEmission (MFLE) Entwicklung eines neuen Multifuel Biomasse-Kessels mit niedrigsten Schadstoffemissionen

Ziel dieses Projekts war die Entwicklung einer neuen Feuerungstechnologie mit deutlich reduzierten Emissionen gegenüber marktüblichen Anlagen im Leistungsbereich < 400 kW, die für eine große Bandbreite von biogenen Brennstoffen geeignet ist (neben Pellets und Hackgut z.B. Kurzumtriebsholz, Miscanthus und landwirtschaftliche Reststoffe). Die Verbrennung bei sehr niedrigem Sauerstoffgehalt im Brennstoffbett in einem Gegenstrom-Festbettvergaser und mit der mehrfachen Stufung der Luftzufuhr in der Anlage zur Einstellung von optimalen Prozessbedingung in den verschiedenen Anlagenzonen ist in dieser Hinsicht ein vielversprechender Ansatz, wobei es aber noch erheblichen Forschungsbedarf gab, um diese Anlage im Hinblick auf die Multi-Brennstoff-Einsetzbarkeit zur Marktreife zu führen und hinsichtlich Emissionsfaktoren zu optimieren.

Ausgangssituation

Um gesundheits- und klimaschädliche Luftschadstoffe wie Stickoxide (NOX), Feinstaub, unverbrannte Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid zu senken, werden zunehmend strengere Emissionsgrenzwerte für Verbrennungsanlagen eingeführt. Auch für Biomasse-Kessel besteht in diesem Kontext der Bedarf nach einer Emissionsreduktion, wobei NOx und Feinstaub hervorzuheben sind, da diese einen besonders großen Einfluss auf die Umweltbelastung haben. Des Weiteren gibt es aufgrund deutlich reduzierter Brennstoffkosten einen großen Marktdruck zur Nutzung von biogenen Reststoffen aus der Forst- und Landwirtschaft. Dazu kommt, dass landwirtschaftliche Reststoffe das größte ungenutzte Biomassepotential sowohl auf europäischer wie auf globaler Ebene darstellen. Die Reststoffe haben gegenüber den derzeit verwendeten relativ gut beherrschten Brennstoffen wie Holzpellets und Industriehackgut deutlich erhöhte Stickstoff- und Aschegehalte, was wiederum ungünstigere Verbrennungseigenschaften wie eine erhöhte Verschlackungs- und Depositionsneigung sowie potentiell höhere Staub- und NOx-Emissionen mit sich bringt. Die Nutzung dieser Brennstoffe stellt somit deutlich höhere Anforderungen an die Feuerungstechnik, als dies dem Stand der Technik entspricht.

Projektverlauf

Das Projekt wurde durch eine effiziente Kooperation im Konsortium und die Nutzung von Synergien zwischen Industrie und Wirtschaft mit Erfolg trotz Verzögerung durch die Corona-Pandemie abgewickelt. Die Projektergebnisse übertrafen sogar die Ziele hinsichtlich Reduktion der Stickoxid- und Staubemissionen.

 

Meilensteine

  1. Entwicklung eines 30 kW Laborreaktor mit Rauchgasrezirkulation und doppelter Luftstufung.
  2. Entwicklung von zwei 200 kW Versuchsanlagen unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse aus dem 30 kW Laborreaktor, CFD-Simulationen und Versuchen mit einem Einzelpartikelreaktor.
  3. Erreichen von signifikant niedrigeren Luftschadstoffemissionen sowohl mit dem 30 kW Laborreaktor als auch mit der zweiten 200 kW Versuchsanlage verglichen zum Stand der Technik.

Ergebnisse

Mit der vorgeschlagenen Technologie befindet sich der optimale Betriebspunkt für eine NOx-Reduktion in der Sekundärzone im Bereich von 0,8 < λSec < 1,0. In diesem optimalen Bereich emittiert die finale auf Industriemaßstab skalierte 200 kW Versuchsanlage für die Brennstoffe Holzhackgut und Miscanthusbriketts ca. 45 % weniger NOx-Emissionen im Vergleich zum Stand der Technik bei kommerziellen Kesseln. Die niedrige Sauerstoffkonzentration im Festbett ermöglichen darüber hinaus auch problemlos in Kombination mit einer Primärrezi den Einsatz schwieriger Brennstoffe mit hohem Gehalt an anorganischen Elementen wie Miscanthus sicherzustellen und niedrigere TSP-Emissionen im Vergleich zum Stand der Technik zu gewährleisten. Für den Einsatz von Miscanthus bzw. Brennstoffen mit alkalireichen Aschen wird darüber hinaus der Einsatz von Primärrezi für einen stabilen und marktreifen Betrieb vorgeschlagen. Weiters sind die Staub- und NOX-Emissionen der 200 kW Anlage im Vergleich zu Literaturdaten über einen weiten Bereich der Kalium- und Stickstoff-Brennstoffgehalte am niedrigsten.

Steckbrief