Realverbrauchsdaten zur Planung von Energiegemeinschaften

R2EC, ein Forschungsprojekt innerhalb des Green Energy Labs, zielt darauf ab, ein skalierbares System für dezentrale, interagierende Energiezellen mit einer hohen Konzentration an lokaler erneuerbarer Energieerzeugung zu entwickeln.

Im Mai 2019 startete das europäische Forschungsprojekt R2EC in Norwegen, Belgien und Österreich. Erforscht werden sollen dezentrale Energiezellen auf Basis erneuerbarer Energien. In Österreich wurden dazu drei Musterenergieregionen ausgewählt, um Realverbrauchsdaten zu sammeln und den Beitrag regionaler Energiezellen zum Gelingen der Energiewende zu erforschen. Sie befinden sich allesamt im Tullnerfeld – in Tulbing, in der Badesiedlung Greifenstein und im Gewerbepark Zeiselmauer/St. Andrä-Wördern.

 

Von der Zelle zur Gemeinschaft. „In der Projektplanungsphase im Jahr 2018 war noch keine Rede von Energiegemeinschaften“, erklärt Projektleiter Marcel Schweitzer von der FH Technikum Wien. „Nun sind wir dabei, unsere Energiezellen als Energiegemeinschaften zu adaptieren.“ Von der ursprünglichen Idee energieautonomer Siedlungen durch eine Kombination der wachsenden Anzahl von Photovoltaikanlagen mit Kleinwindkraft und Stromspeichern musste sich das Forschungsteam verabschieden. „Zu teuer“ lautet der Befund.

Nun konzentriert man sich auf die Ausarbeitung von Geschäftsmodellen für Energiegemeinschaften und darauf, wie der selbst erzeugte Strom bestmöglich innerhalb der Energiegemeinschaften genutzt werden kann. Durch einen erhöhten Eigenverbrauchsanteil sollen gleichermaßen die Energierechnungen der privaten PhotovoltaikbetreiberInnen und die Spitzenlasten im Stromnetz gesenkt werden. Dazu werden reale Szenarien entworfen – auf Basis der Daten von heute und mit Prognosen für die Gegebenheiten in zehn Jahren.

 

E-Autos als Zwischenspeicher. Heute können vor allem Elektroboiler und Wärmepumpen zur Verwertung von überschüssigem Sonnenstrom eingesetzt werden – in der Zukunft werden auch Elektroautos eine wichtige Rolle spielen. Ihre Batterien könnten bei praller Sonne geladen werden und in der Nacht oder bei bedecktem Himmel auch einen Beitrag zur Stromversorgung der Wohnhäuser, Badehütten und Gewerbegebäude leisten.

„Unser Ziel ist, dass der Betrieb von Energiegemeinschaften künftig so einfach wird, dass die damit verbundenen Aufgaben auch von GemeindemitarbeiterInnen oder Vereinsobleuten einer Gartensiedlung – also von Menschen ohne Energieexpertenstatus –übernommen werden kann“, so Schweitzer. „Unsere Befragungen und Kooperationsworkshops zeigten, dass das Interesse der Bevölkerung daran groß ist. Am liebsten würden sie schon morgen loslegen.“

 

Wie ticken Prosumer? Neben der Sammlung technischer Daten beinhaltet R2EC auch eine soziologische Begleituntersuchung. Darin sollen die Hintergründe der KundInnen in den drei Musterenergieregionen erhoben werden: Welche Ziele in Zusammenhang mit erneuerbarer Energie haben sie und wie groß ist ihre Bereitschaft zur Veränderung im Zuge der Energiewende?

Als Schnittstelle zwischen Forschung, den KundInnen und der Lokalpolitik fungiert Rupert Wychera. Er betreibt ein Technisches Büro für erneuerbare Energien und ist KEM-Manager der Klima- und Energie-Modellregion Tullnerfeld OST. „In den nächsten zwei bis drei Monaten werden wir mit den Simulationen fertig sein und können die KundInnen mit den entsprechenden Daten versorgen“, freut sich Wychera. „Sehr spannend ist auch der Vergleich mit den Rahmenbedingungen in den beiden anderen an R2EC beteiligten Ländern.“

 

Weitere Informationen:

Projektseite R2EC

Green Energy Lab ­– R2EC