Lokale nutzerfreundliche Energiegemeinschaften
Das AIT Austrian Institute of Technology leitet ein internationales Forschungsprojekt namens CLUE. Darin soll Know-how gesammelt werden, wie künftige Energiegemeinschaften optimal geplant, designt und betrieben werden können.
„Energiegemeinschaften werden eine wesentliche Rolle im Energiesystem der zukunft spielen“, erklärt Mark Stefan, Senior Reserach Engineer vom AIT Center for Energy. „Entscheidend dabei ist eine gesamte Betrachtung aller zukünftigen TeilnehmerInnen in der Energiegemeinschaft.“ Vier Länder – Deutschland, Schottland, Schweden und Österreich – beteiligen sich an CLUE und haben insgesamt acht Demo-Quartiere eingerichtet. Während es in Schottland beispielsweise um Energiegemeinschaften rund um Off-shore-Windparks geht, wird in der Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) Klimafreundlicher Naturpark Almenland ein Konzept für kleine Gemeinden entwickelt.
Demo-Quartier Almenland. In der KEM-Gemeinde Gasen werden derzeit ein Dutzend künftiger TeilnehmerInnen einer Energiegemeinschaft mit intelligenten Stromzählern (Smart Meter) ausgestattet – Gemeindeamt, Pfarramt, Kindergarten, Volksschule, ein Gasthaus, ein Museum und einige Privathaushalte. Für die Energiegemeinschaft sollen ein Stromspeicher mit vorerst 150 kWh Speicherkapazität und ein Wasserstoffspeicher mit 350 kWh errichtet werden. „Johann“ nennt sich der von einem steirischen Start-up hergestellte Wasserstoffspeicher. „Johann wird durch die Erzeugungsanlagen der Energiegemeinschaft versorgt und soll mit einer Brennstoffzelle die Grundlast im lokalen Stromnetz decken“, erklärt Martin Auer, KEM-Manager im Almenland. „Die Abwärme wird in das lokale Nahwärmenetz eingespeist.“
Im Projekt CLUE wird ein Tool-Kit entwickelt, das die Planung von Energiegemeinschaften unterstützt sowie zur Überwachung und Optimierung des Betriebs dient. Dazu wird hier ein Energiekonto verwendet. In anderen Projekten wurde etwa die Blockchain-Technologie dafür getestet – allerdings eine weit energieeffizientere Variante, als sie derzeit bei Kryptowährungen zum Einsatz kommt. Neben der Elektrizität werden auch die Sektoren Wärme und Mobilität eingebunden. „Kleinere Energiegemeinschaften, bei denen es vor allem um die Abrechnung der Stromlieferungen geht, sollen künftig auch von NichtexpertInnen betrieben werden können“, so Stefan.
Flexibilitäten nutzen. Für den Erfolg von Energiegemeinschaften wird maßgeblich deren Zusammensetzung entscheidend sein. Wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ErzeugerInnen und KonsumentInnen. Ein entscheidender Faktor seien auch die durch Energiegemeinschaften angebotenen Flexibilitäten und die Möglichkeit zur Entlastung der Verteilernetze, die durch reduzierte Netztarife belohnt werden sollen, meint Stefan. „Von der Reduzierung der Lastspitzen durch den lokal optimierten Eigenverbrauch profitieren auch die Energielieferanten und Netzbetreiber.“
Das im Herbst 2019 gestartete Projekt CLUE wird von der EU finanziert (ERA-NET SES RegSys) und läuft noch bis Ende 2022. Die Erfahrungen aus den Demo-Quartieren werden in Empfehlungen für die gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen einfließen.
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