Klima- und Energiefonds: 100% erneuerbare Energie für die Industrie
Eine verlässliche und umweltfreundliche Bereitstellung von Energie zu leistbaren Preisen und ihr effizienter Einsatz bilden die Grundlage einer modernen Standortpolitik. Ausbau und Optimierung der Energieinfrastruktur sind dafür unbedingt notwendig. Das AIT Austrian Institute of Technology hat im Auftrag des Klima- und Energiefonds untersucht, wie die österreichische Industrie – die derzeit rund 30 % der heimischen Gesamtenergie benötigt – durch Erneuerbare versorgt werden kann und welche Anforderungen an die Energieinfrastruktur daraus resultieren. Das Ergebnis: Die 100%-ige Versorgung der Industrie mit erneuerbaren Energien ist theoretisch möglich. Großer Handlungsbedarf besteht vor allem bei Erzeugungs- und Netzausbau sowie bei Speichern für entsprechende Flexibilitätsbereitstellung.
Bundesminister Andreas Reichhardt: „Mit der österreichischen Klima- und Energiestrategie #mission2030 schaffen wir wichtige Voraussetzungen, um den Industriestandort Österreich für den globalen Wettbewerb zu stärken. Investitionen in die Infrastruktur treiben nicht nur die Energiewende voran, sondern dienen auch der Versorgungssicherheit. Die Energiewende in Österreich erfordert den Einsatz aller Akteure – dank der vorliegenden Studie kennen wir nun den Pfad, um die heimische Industrie langfristig nachhaltig zu gestalten.“
Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds: „Es wird durch die Studie eines besonders deutlich – Innovationen ,made in Austria‘ sind notwendig, um den steigenden Anteil von erneuerbaren Energien in das industrielle Energiesystem einbinden zu können. Wir unterstützen mit unserem Energieforschungsprogrammen die heimische Wirtschaft bei der Entwicklung dieser Innovationen – und auch dabei, diese rasch am globalen Markt zu etablieren.“
Wolfgang Hribernik, Head of Center for Energy am AIT Austrian Institute of Technology: „Das AIT entwickelte in der Studie IndustRIES eine Methodik, auf deren Basis drei Szenarien für die Versorgung der Industrie mit erneuerbaren Energien dargestellt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass wir den Umstieg in Österreich schaffen können. Allerdings brauchen wir dafür mehr Konsequenz für den Ausbau der Erneuerbaren als auch eine systemische Untersuchung für den Bedarf der anderen Sektoren wie Verkehr und Haushalt.“
Energieversorgung der österreichischen Industrie mit 100 % Erneuerbaren theoretisch möglich
Bezugnehmend auf #mission2030 – die österreichische Klima- und Energiestrategie – zeigt die Studie mit dem Titel „IndustRiES – Energieinfrastruktur für 100 % erneuerbare Energie in der Industrie“ anhand von drei Szenarien (Basis, Effizienz und Umbruch) mögliche Wege auf, wie die österreichische Industrie (zunehmend) mit Energie aus erneuerbaren Energieträgern versorgt werden kann. Mit den in Österreich zur Verfügung stehenden Potenzialen an erneuerbaren Energien (231 TWh) kann der industrielle Endenergieverbrauch in allen Szenarien bilanziell gedeckt werden. Die zur Verfügung stehende Energie reicht jedoch nicht aus, um alle Sektoren (Verkehr, öffentliche und private Dienstleistungen, Private Haushalte und Landwirtschaft) zu versorgen. Dafür muss Energie importiert werden – in Summe bis zu 97 TWh (31 %) des Endenergiebedarfs.
Strom spielt Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung der Industrie
Beim Umstieg auf erneuerbare Energie im Industriesektor wird die Elektrifizierung auf Basis erneuerbaren Stroms eine Schlüsselrolle spielen. Aktuell wird der Gesamtenergiebedarf der österreichischen Industrie zu 32 % aus elektrischer Energie gedeckt. Die heutige Stromnachfrage der Industrie (30 TWh) könnte um mehr als das Doppelte steigen. Das entspricht 30 zusätzlichen Donaukraftwerken.
Infrastrukturausbau in „Verbraucher-Hotspots“ notwendig
In Oberösterreich (Raum Linz) und der Steiermark (Raum Leoben/Mürztal) wird es zu den stärksten Veränderungen des Strombedarfs kommen. Mit Windkraft in Ostösterreich und Wasserkraft in den Alpenregionen liegen die Erneuerbaren-Potenziale örtlich nicht unbedingt dort, wo die energieintensive Industrie angesiedelt ist. Langfristig bedarf es einen verstärkten Infrastrukturausbau in den Regionen dieser „Verbraucher-Hotspots“, um eine vollständige Versorgung der Industrie mit erneuerbarer Energie zu ermöglichen. Zusätzlich müssen regionale Netzausbauten zum Anschluss neuer Windparks oder Wasserkraftwerke sowie die Verstärkung der Netzanbindungen an das benachbarte Ausland erfolgen.
Berechnungstools als Werkzeuge zur Untersuchung der Anforderungen an die Energieinfrastruktur entwickelt
Um tiefergehende Analysen durchzuführen zu können, wurden im Rahmen der Studie die beiden Berechnungstools „NEAT“ und „IndustRiES“ entwickelt: Mit „NEAT“ erfolgte die Auswertung der Szenarienergebnisse, während mit „IndustRIES“ auf der Basis von bestehenden Daten aus den Bundesländern untersucht wurde, welche Anforderungen sich durch die Umstellung für die Energieinfrastruktur ergeben. Diese Tools sollen Infrastrukturbetreibern, PlanerInnen und EntwicklerInnen von Infrastrukturausbauplänen mögliche Korridore, Schwerpunkte und Verschiebungen aufzeigen, die sich durch die Umstellung der österreichischen Industrie auf eine erneuerbare Energieversorgung ergeben.
Das Energieforschungsprogramm des Klima- und Energiefonds
Die Energie- und Mobilitätsforschungsprogramme des Klima- und Energiefonds sind zentrale Instrumente für Innovation in der Energie- und Klimapolitik der Bundesregierung und leisten damit einen zentralen Beitrag für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg Österreichs. Seit 2007 hat der Klima- und Energiefonds in Kooperation mit dem Infrastrukturministerium rund 400 Mio. Euro in mehr als 800 Energie- und Mobilitätsforschungsprojekte investiert. Die Programmstrategie ist gezielt auf Technologien mit hohem Wachstumspotenzial im In- und Ausland ausgerichtet. Als One-Stop-Shop begleitet das Energieforschungsprogramm mit Instrumenten der Forschungs- und Umweltförderung den gesamten Innovationsprozess von der Forschung bis zur Demonstration.
Der Klima- und Energiefonds vertritt die Bunderegierung im Executive Committee des IEA Technologie Kooperations-Programmes „Industrielle Energietechnologien und -systeme“.