Wasserstoffbus im Testbetrieb bei österreichischen Verkehrsunternehmen

April 19, 2022

Im Projekt „HyBus-Implementation“ werden wasserstoffbetriebene Linienbusse in drei Betriebssituationen getestet. Der Einsatz im Stadtverkehr der Wiener Linien hat bereits erfolgreich begonnen, im Sommer startet der Betrieb bei den Graz Linien innerstädtisch sowie im regionalen Umfeld und anschließend untersuchen die Zillertaler Verkehrsbetriebe AG die Eignung im alpinen Bereich für den Tourismus.

Der Hyundai ELEC CITY FC ist der erste Wasserstoffbus im österreichischen Linienverkehr. Er misst elf Meter, verfügt über 24 Sitz- und bis zu 36 Stehplätze, zwei Einstiege und eine Reichweite von bis zu tatsächlichen 550 Kilometern. Angetrieben wird er von einem Asynchron-Zentralmotor mit 180 kW Nenndauerleistung, der von zwei 90 kW- Brennstoffzellensystemen aus dem Hyundai NEXO mit Strom versorgt wird. Im Dachbereich befinden sich fünf karbonfaserverstärkte Drucktanks mit jeweils 175 Liter Fassungsvermögen. Diese können mit bis zu 700 bar befüllt werden und dann rund 35 Kilogramm grünen Wasserstoff speichern. Beim Bergabfahren und Bremsen schaltet der Elektromotor in den Generatorbetrieb und produziert selbst Strom.

Hochdruck. „Mit diesem Bus können die Betankungs-Drücke 350, 500 und 700 bar vergleichend untersucht werden“, erklärt Projektleiter Nikolaus Fleischhacker, Geschäftsführer der FEN Research GmbH. Für die Betankung haben die Wiener Stadtwerke in der Leopoldau ihre erste eigene Wasserstoff-Tankstelle errichtet. „In Graz wird die bestehende PKW-Wasserstoff-Tankstelle der OMV per Software für die Busbetankung umgerüstet. Damit kann die Zeit überbrückt werden, bis wir unsere eigene Tankstelle in Betrieb nehmen“, ergänzt Andreas Solymos, Leitung Planungsmanagement & Infrastruktur bei der Holding Graz. Aber ist ein so hoher Druck nicht gefährlich, zum Beispiel bei einem Unfall? „Nein, die Fahrzeuge haben zahlreiche Sicherheitstests erfolgreich absolviert und verfügen über entsprechende Zulassungen“, erklärt Fleischhacker. „Zudem ist Wasserstoff das leichteste aller Gase. Bei einem Austritt in Folge eines Unfalls aus den Tanks am Busdach würde sich dieser sofort verflüchtigen.“

Nun geht es darum herauszufinden, was die Wasserstofftechnologie im Busbereich leisten kann. Herausfordernd gestaltet sich die Versorgung der Busse mit grünem Wasserstoff. Denn diesen gibt es in Österreich bislang erst „in homöopathischen Dosen und zu Apothekenpreisen“, so Fleischhacker. Im Rahmen des Projekts HyWest wird nun eine Elektrolyse-Anlage bei der Firma MPreis in Völs bei Innsbruck in Betrieb genommen. Sie kann auch den HyBus mit grünem Wasserstoff beliefern.

Neuland. „Um die Quoten der europäischen ‚Clean Vehicle Directive‘ zu erfüllen, müssen künftig Batterie- und Brennstoffzellen-Busse Eingang in die Ausschreibungen finden. Die erstmalige Zulassung der Fahrzeuge, die Vorbereitungen für deren Wartung und die Schulung des Personals auf diese Technologie war am Beginn nur mittels entsprechender Prozesse und Begleitmaßnahmen umsetzbar. Diese Pionierarbeit haben wir nun im ersten Schritt erfolgreich hinter uns gebracht“, schildert Roland Punzengruber, Geschäftsführer der Hyundai Import GmbH. „Für jeden in Österreich war das die erste umfassende Begegnung mit einem Wasserstoff-Bus. Im zweiten Schritt geht es darum nachhaltig aufzuzeigen, für welche Einsatzarten der Wasserstoffbus im Vergleich zu Dieselbussen und Batterieelektrobussen für Verkehrsunternehmen die bessere Wahl ist.“

Im Mittelpunkt des Projektes HyBus steht daher die Evaluierung des Gesamtsystems Bus und des Betankungssystems im Praxiseinsatz öffentlicher Verkehr. Die Wiener Linien zeigen sich sehr zufrieden mit dem Fahrzeug, die beiden anderen Verkehrsunternehmen warten gespannt auf die Testphase. „Die Erfahrungen mit dem ersten Winterbetrieb sind ausgezeichnet“, sagt Peter Wiesinger, Abteilungsleiter Kraftfahrzeuge bei den Wiener Linien.

 

Weitere Informationen:
https://www.hybus.eu
https://www.ots.at/t/hybus-implementation