Sonne, Wasserstoff und Biogas statt Erdgas
April 19, 2022
In wenigen Monaten startet der Probebetrieb einer Power-to-Gas-Anlage in der steirischen Gemeinde Gabersdorf. Sie steht Modell für jene Technologie, die künftig eine Versorgung Österreichs mit grünem Wasserstoff und ebenso grünem Methan gewährleisten könnte.
Am 4. April erfolgte der Spatenstich für das Forschungsprojekt Renewable Gasfield in Gabersdorf. Neben einer bestehenden Biogasanlage errichtet die Energie Steiermark AG einen Elektrolyseur zur Produktion von grünem Wasserstoff, eine Photovoltaikanlage mit 800 kWp, eine Methanisierungsanlage und eine Trailer-Abfüllanlage für den Wasserstoff.
H2 und CH4. 300 Tonnen Wasserstoff sollen hier jährlich hergestellt werden. Der Großteil davon wird an einen Industriebetrieb geliefert, ein Teil dient der Versorgung von Wasserstoffbussen in Graz (Projekt move2zero). Der Rest wird mit dem Biogas zu synthetischem Methan verarbeitet. Die sonst übliche aufwendige CO2-Abscheidung vor der Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz entfällt dabei. Insgesamt kann die Anlage jährlich rund 5.200 Tonnen CO2 einsparen.
„Im September startet der Probebetrieb, für 2023 ist dann der Regelbetrieb geplant“, erklärt Urs Harnik-Lauris, Leiter der Konzernkommunikation der Energie Steiermark. Die PV-Anlage wird 6.000 Quadratmeter umfassen und – in Abstimmung mit den lokalen Landwirt:innen – als Freiflächenanlage ausgeführt. Für das zweite Quartal 2023 ist die Errichtung eines zweiten Elektrolyseurs vorgesehen.
Hohe Nachfrage. Für Harnik-Lauris ist diese Power-to-Gas-Technologie die Schlüsselinnovation zur Umrüstung des Energiesystems auf erneuerbare Energie, die bekanntlich diskontinuierlich anfällt. Grüner Strom kann in grünes Gas verwandelt werden, das einfacher und kostengünstiger speicherbar ist als elektrischer Strom. „Die Nachfrage energieintensiver Industriebranchen wie Stahl und Papier nach grünem Wasserstoff ist schon heute sehr stark“, sagt Harnik-Lauris. „Wir beschäftigen uns daher bereits intensiv mit weiteren Anlagen in Form von Industriepartnerschaften.“
Er rechnet damit, dass in naher Zukunft in ganz Österreich Power-to-Gas-Anlagen errichtet werden. „Schließlich soll fossiles Erdgas bis ins Jahr 2040 vollständig durch erneuerbare Energie ersetzt werden“, so der Konzernsprecher. Die aktuelle Situation beschleunige dieses Vorhaben. Allerdings gäbe es auf dem Weg dorthin noch einige Hürden zu überwinden: „Wir würden uns eine bessere Personalausstattung für die UVP-Behörden und eine Beschleunigung der Verfahren wünschen. Denn derzeit dauert es in der Regel vier bis sechs Jahre, bevor Windkraftanlagen errichtet werden können.“ Je rascher der Ausbau von Wind- und Sonnenkraft vonstatten gehe, umso schneller werde auch Power-to-Gas voranschreiten können. In der Anfangsphase seien dafür aber auch geeignete Förderinstrumente nötig.
10,5 Millionen Euro investiert die Energie Steiermark in das aktuelle Projekt, davon 2,6 Millionen Euro Fördermittel vom Klima- und Energiefonds und der FFG. Die in Gabersdorf entstehende Power-to-Gas-Anlage wird zwar die bislang größte außerbetriebliche Produktionsstätte für Wasserstoff sein, doch für die Energiewende werden um ein Vielfaches größere Anlagen benötigt.
Weitere Informationen:
Vorzeigeregion Energie: Renewable Gasfield