Sanierung en bloc

Dezember 4, 2021

Das Blocksanierungsgebiet Gudrunstraße II besteht aus 118 Gebäuden mit zahlreichen Substandardwohnungen und hohem Sanierungsbedarf. Mit dem Projekt „QUEEN Gudrun II“ werden seit Sommer 2020 die Weichen für mehr Wohnkomfort und Nachhaltigkeit gestellt. Auch eine Energiegemeinschaft soll geründet werden.

18 Häuserblöcke mit rund 1.900 Wohnungen sowie 5.500 Mieter:innen und Wohnungseigentümer:innen umfasst das vom Wohnfonds Wien ausgewählte  Blocksanierungsgebiet in Wien-Favoriten. Ein Konsortium aus Schöberl & Pöll, Trimmel Wall Architekten, eFriends Energy, GRÜNSTATTGRAU und GEBE-STREBEL möchte dieses Grätzel nun in ein Vorzeige-Wohquartier verwandeln.

Klimafreundlich und sozial. Geplant sind eine Leuchtturm-Demonstrationssanierung eines Gründerzeithauses und ein Masterplan zur Sanierung der weiteren Gebäude bis 2030. Die Energieeffizienz und damit auch der Wohnkomfort sollen erheblich gesteigert werden, die Mieten jedoch erschwinglich bleiben. Wie kann dieser Spagat gelingen?

„Geringe energietechnische und bauliche Standards in Substandardwohnungen führen auf den ersten Blick vielleicht zu geringen Mietkosten, die ‚zweite Miete‘, nämlich die laufenden Energie- und Betriebskosten, ist dafür jedoch extrem hoch und der Wohnkomfort äußerst niedrig“, erklärt Projektleiter Klemens Schlögl vom Bauphysikbüro Schöberl & Pöll. „Die aktuellen Entwicklungen rund um die Einführung einer CO2-Bepreisung führen uns einen Schritt näher hin zu einer Kostenwahrheit, machen die Kosten des Klimawandels im Alltag sichtbar und ermöglichen neue Entwicklungen, welche die Umsetzung von Sanierungslösungen beschleunigen können.“

Mehr Grün. Aktuell liegt der Energieverbrauch in den 18 Häuserblöcken bei über 16 GWh pro Jahr, das theoretische Einsparpotenzial bei über 70 Prozent. Neben Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, zur thermischen Sanierung und zur Nachverdichtung soll künftig auch die Begrünung der Bauwerke und Höfe eine wesentliche Rolle spielen. Die Pflanzen verbessern das Mikroklima und senken den Bedarf an Kühlung. Versorgt werden sollen sie mit gereinigtem Grauwasser, das in den Wohnblöcken anfällt und auch in die Wärmeversorgung integriert werden soll. Möglich machen dies eine von GEBE-STREBEL entwickelte innovative Anlage und das vom Innovationslabor GRÜNSTATTGRAU gesammelte Wissen.

Eine oder mehrere Photovoltaikanlagen sollen errichtet und der erzeugte Strom durch die Gründung einer Energiegemeinschaft allen Bewohner:innen angeboten werden. „Unseren Fokus im Zuge des Projekts legen wir vor allem auf den Prozess, mit Leuten über Energiegemeinschaften ins Gespräch zu kommen, Finanzierungsmodelle und Standorte zu evaluieren und das Nutzer:innenverhalten an die Verfügbarkeit des PV-Stroms anzupassen“, so Schlögl.

Partizipativ. Die Bewohner:innen werden in alle Prozesse involviert und eingeladen, sich aktiv daran zu beteiligen. Auch eine eigene Gebietsbetreuung der Stadt Wien wurde eingerichtet. Das ganzheitliche, umsetzungsorientierte Musterkonzept von QUEEN Gudrun II für dieses große zusammenhängende Stadtgebiet ist auch als Vorbild für weitere Blocksanierungen in Wien und darüber hinaus angedacht.

 

Weitere Informationen:
QUEEN Gudrun II