#83451

Pilotprojekt gegen Energiearmut. Durchführung, Evaluation und Programm gegen Energiearmut.

Ausgangssituation

Energiearmut entsteht aus dem Zusammenspiel von niedrigen Einkommen, hohen Energiepreisen und energieineffizienten Wohnungen bzw. Geräten. Sie ist u.a. gekennzeichnet durch hohe Energiekosten, Energieschulden, Abschaltungen, Einschränkungen des Energiekonsums auf Kosten der Gesundheit oder durch den Wahlzwang, ob das verfügbare Einkommen für Essen oder Heizen ausgegeben wird. In Österreich nimmt die Zahl an Projekten, wissenschaftlichen Studien und der Setzung von Maßnahmen auf Stadt- oder Bundeslandebene zu. Das vorliegende Pilotprojekt gegen Energiearmut leistet einen weiteren Beitrag sowohl zur wissenschaftlichen Erforschung der Thematik Energiearmut in Österreich als auch zu deren Verringerung durch die Umsetzung konkreter Maßnahmen.

Projektverlauf

Da im vorliegenden Projekt Komponenten der Sozialarbeit, der ehrenamtlichen Arbeit und der Energieberatung aufeinander treffen, wurden verschiedene Methoden angewandt. Zum einen wurde für die ex-ante, begleitende und ex-post-Evaluation auf sozialwissenschaftliche Methoden zurückgegriffen. Dieses intensive Evaluationsvorgehen wurde anhand quantitativer (Fragebögen) und qualitativer Erhebungsmethoden (z.B. Gruppeninterviews) realisiert. Zum anderen kamen innerhalb der drei Teilprojekte (Grätzeleltern, VERBUND-Stromhilfefonds der Caritas, Stromspar-Check) sozialarbeiterische Methoden (z.B. Gemeinwesenarbeit,
Ressourcenerschließung, Modell-, Identitäts- und Kulturveränderung, Handlungskompetenztraining und Teilnahmeförderung) zum Einsatz.

Ergebnisse

Mängel der Wohnung/des Wohngebäudes
• Über ein Drittel der Befragten wohnt in Wohnungen mit undichten Fenstern, fast die Hälfte der Wohnungen hat eine undichte Eingangstüre.
• Ein Drittel der Befragten wohnt in Wohnungen mit Schimmelbefall (Ö: 12%), davon jeweils über 50% im Bad/in der Toilette und im Schlaf-/Kinder-/Arbeitszimmer.

Beleuchtung
• Durchschnittlich gibt es in den Haushalten 11 Leuchtmittel (Ö: 40,9%). Der Anteil von Energiesparlampen/LEDs an allen Leuchtmitteln beträgt 25% (Ö: 26%).
Belastungen der Befragten
• Die Hälfte der Befragten gibt an, kalte Wände und Böden in der Wohnung zu haben, 42%, dass sie weniger Räume als gewünscht heizen können. Ein Drittel der Befragten kann die Wohnfläche im Winter nicht so warmhalten, dass sie sich wohlfühlen (Ö: 3% können sich nicht leisten ihre Wohnfläche angemessen warm zu halten), 17% hatten einen mehr als dreitägigen Ausfall der Heizung in den letzten 2 Jahren.
• 83% der Befragten gaben an, dass ihnen die Bezahlung der Energierechnung Sorgen mache. 71% berichteten von Schwierigkeiten die Energierechnung zu bezahlen, 47% von einer Mahnung des Energieversorgers und 13% von einer Energieabschaltung in den letzten zwei Jahren.

Energieverbrauch
• Der durchschnittliche Heiz- und Stromverbrauch der beratenen Haushalte liegt unterhalb des österreichischen Durchschnitts.

Evaluationsergebnisse
• Im Durchschnitt sind nach der Beratung zwei Energiesparlampen/LED mehr als vor der Beratung im Haushalt vorhanden.
• Nach der Beratung ist eine signifikante Reduktion von durch die Bezahlung der Energierechnung resultierenden Belastungen feststellbar.
• Durchschnittlich verminderten sich nach der Beratung sowohl der der Strom- als auch der Heizenergieverbrauch in den beratenen Haushalten.
• Durch die im Rahmen des Projekts umgesetzten Maßnahmen der Energieberatung, der Verteilung von Stromsparboxen, des Gerätetauschs und investiver Maßnahmen (Dämmung der obersten Geschoßdecke, Tausch von Fenstern, der Gas-Kombitherme und der Heizungsumwälzpumpe) könnten theoretisch jährlich bis zu 345.951 kWh Endenergie sowie 48.335 kg CO2 eingespart werden.

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