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GAVE – Gemeinde Großschönau als virtueller Energiespeicher

GAVE analysiert erstmals in Österreich die Effektivität und Benutzerakzeptanz von automatisiertem elektrischen Lastmanagement. Private, öffentliche und gewerbliche Stromkunden in einer Gemeinde in Niederösterreich werden mit entsprechender Technik ausgestattet und beteiligen sich an einem Experiment. Es soll gezeigt werden, dass effektives Lastmanagement und Kosteneinsparungen ohne Einschränkung des Benutzerkomforts möglich ist.

Das Projekt GAVE beschäftigt sich mit der Benutzerakzeptanz und der Umsetzbarkeit von Technologien für verbraucherseitiges Energiemanagement (auch Demand Side Management, Demand Response, Lastmanagement). Diese Technologie kann als eines der Schlüsselinstrumente für intelligente Stromnetze der Zukunft angesehen werden. Demand Side Management ist insbesondere deswegen von besonderer Wichtigkeit, weil es absehbar ist, das die Erzeugungsseite in zukünftigen elektrischen Energiesystemen aufgrund vieler erneuerbarer Einspeiser nicht mehr so stark beeinflussbar sein wird wie heute. Um die Profitabilität von erneuerbaren Energieträgern zu gewährleisten, sollte deren Dargebot möglichst vollständig in elektrischen Strom umgewandelt und ins Netz eingespeist werden. Demand Side Management wirkt sich auf die Verbrauchsseite, und damit auf Menschen, aus. Sind die Verhältnisse bei der Steuerung von Erzeugungsanlagen noch relativ einfach (eine Reduktion der Einspeisung führt zu einem Verdienstausfall), sieht die Lage bei der Steuerung von elektrischen Lasten deutlich komplizierter aus. Der Benutzer wird hier in seiner freien Entscheidung über Zeit, Dauer und Reihenfolge seiner elektrischen Verbrauchsprozesse eingeschränkt. Diese im Allgemeinen nicht ökonomisch eindeutig abbildbare Situation ist weitgehend unerforscht. Über die Benutzerakzeptanz von automatischer Lastbeeinflussung in Europa gibt es nur sehr wenige Erkenntnisse. Aufgrund kultureller Abhängigkeiten sind starke regionale Unterschiede zu erwarten.
Deshalb zielt das vorliegende Projekt darauf, anhand einer Modellregion, der Gemeinde Großschönau in Niederösterreich, erstmals für Österreich gültige Aussagen zu der Fragestellung der Umsetzbarkeit und der Benutzerakzeptanz für automatisiertes Lastmanagement zu finden. Der spartenübergreifende elektrische Energieverbrauch der Gemeinde wird anhand von Messdaten modelliert. Besonders genaue Modelle werden von verschiebbaren Lasten, wie Wasserpumpen, Klimaanlagen, Wärmepumpen und Klärschlammpumpen, erstellt. Ein Teil der privaten, öffentlichen und gewerblichen Stromkunden werden mit Sensorik und Aktorik ausgestattet, die es erlaubt, reale Lastverschiebungen durchzuführen. Die Verbraucher beteiligen sich an einem gemeindeweiten Experiment. Die so ausgestatteten Prozesse werden vermessen und die Messdaten einer Simulation zugeführt. In einer Simulationsumgebung werden dann die aus Kostengründen nur bei einigen wenigen Verbrauchern durchgeführten Lastverschiebungen auf die gesamte Gemeinde skaliert, um eine Aussage über die Effektivität der Maßnahmen zu erhalten. Ziel ist es, festzustellen, wie groß das Lastverschiebungspotential der Gemeinde ist, ohne dass der Benutzerkomfort durch die Lastverschiebungen merklich beeinflusst wird. Im Projekt wird ein „best practice“-Katalog erstellt, wie die Einbindung flexibler Lasten optimal unter den Gesichtspunkten des Benutzerkomforts und der Benutzerakzeptanz zu erfolgen hat.

Steckbrief

  • Projektnummer
    825396
  • Koordinator
    Sonnenplatz Großschönau GmbH
  • Projektleitung
    Josef Bruckner, office@young.at
  • Förderprogramm
    Neue Energien 2020
  • Dauer
    06.2010 - 05.2012
  • Budget
    246.724 €