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Bio4Sun Biogene Kunststoffe für solartechnische Applikationen

Im Projekt „Bio4Sun“ wurden das Potenzial und die Einsatzmöglichkeiten von Biokunststoffen, d.h. Kunststoffe welche auf nachwachsenden Rohstoffen basieren und/oder welche biologisch abbaubar sind, als Werkstoffe für Systemkomponenten von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen umfassend sondiert und ausgelotet. Ausgehend von bestehenden werkstofflichen Anforderungsprofilen erfolgte zunächst eine umfassende Markt- und Werkstoffrecherche hinsichtlich prinzipiell für Solaranwendungen infrage kommender Biokunststoffe. Anschließend wurden aussichtsreiche Referenzmaterialien bezüglich ihrer anwendungsrelevanten thermischen, thermo-mechanischen, mechanischen und optischen Werkstoffcharakteristika analysiert und ein umfassendes polymerphysikalisches Eigenschaftsprofil erstellt. Ergänzend erfolgten die systematische Untersuchung der Änderung spezifischer Eigenschaften durch langzeitige Einwirkung anwendungsrelevanter Umgebungsbedingungen sowie eine grundsätzliche Lebensdauerabschätzung. Nach erfolgreichem Projektabschluss liegen nun umfangreiche Informationen über die Einsetzbarkeit und Einsatzgrenzen von Biokunststoffen als Werkstoffe für Solaranwendungen sowie über einen potenziellen werkstofflichen Optimierungsbedarf und werkstoffliche Optimierungsmöglichkeiten vor. Mit den vorliegenden Erkenntnissen sollen nun weitere innovative industrielle Forschungsvorhaben in den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie und Biokunststoffe initiiert werden.

Ausgangssituation

In der Vernetzung der Kunststoffforschung mit der Solarenergieforschung liegt ein hohes Potenzial für innovative Weiterentwicklungen von Komponenten und Systemen, sowohl was deren Funktionsfähigkeit als auch was die Wirtschaftlichkeit (Kostenreduktion) anbetrifft. In der Photovoltaik sind Kunststoffe als Einkapselungs- und Rückseitenmaterialien von Modulen bereits seit vielen Jahren Stand der Technik. Dennoch besteht stetig werkstofflicher Innovationsbedarf, vor allem um neue kosteneffizientere Produktionstechniken für Module zu etablieren. In der Solarthermie gewinnen Kunststoffe erst in den letzten Jahren an Bedeutung. Zahlreiche aktuelle Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten renommierter Forschungsinstitute der Polymerwissenschaften und der Solartechnik sowie der Global Player der Solar- und Kunststoffindustrie zeigen deutlich, dass Kunststoff auch der Werkstoff der Zukunft in solarthermischen Systemen sein wird. Neben den klassischen petrochemischen Kunststoffen etablieren sich jüngst Biokunststoffe, d.h. Kunststoffe welche auf nachwachsenden Rohstoffen basieren und/oder welche biologisch abbaubar sind, als neue, nachhaltige und zukunftsträchtige Werkstoffe am Markt, die bereits sehr erfolgreich unter anderem in der Automobil- und Elektronikindustrie eingesetzt werden. Das Potenzial dieser Biokunststoffe als Werkstoffe auch für solartechnische Komponenten und Systeme ist hoch einzuschätzen. Für Solarapplikationen wurden Biokunststoffe bislang jedoch noch nicht systematisch und umfangreich untersucht und charakterisiert. Bis dato sind keine Informationen über deren solartechnisch relevanten Eigenschaften (optische, mechanische, thermische Eigenschaften) bzw. über Eigenschaftsänderungen durch langzeitige Einwirkung in der Solartechnik vorherrschender Umgebungsbedingungen (UV-Strahlung und/oder Feuchtigkeit und/oder Temperatur) bekannt. Die Hauptzielsetzung des gegenständlichen Projekts lag daher in der umfassenden Sondierung und Auslotung des Potenzials und der Einsatzmöglichkeiten von Biokunststoffen als Werkstoffe für Systemkomponenten von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen.

Projektverlauf

Im Projekt wurden folgende Aspekte umfangreich und detailliert adressiert:

  • Eigenschaftsprofil von Biokunststoffen mit besonderem Schwerpunkt auf solartechnische Anwendungen
  • Alterungsverhalten und die Alterungscharakteristik von Biokunststoffen unter in solartechnischen Anwendungen vorherrschenden Bedingungen
  • Potenzial von Biokunststoffen als Werkstoffe für Systemkomponenten von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen
  • Konkrete Einsatzmöglichkeiten von Biokunststoffen als Werkstoffe für Systemkomponenten von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen
  • Werkstoffliche Optimierungsmöglichkeiten bzw. werkstofflicher Optimierungsbedarf von Biokunststoffen

Ergebnisse

Zum einen wurde ein umfassendes und grundlegendes Wissen über Biopolymere an sich, deren Eigenschaften und Verarbeitungsverhalten und den entsprechenden Biopolymermarkt aufgebaut. Sämtliche am Markt verfügbaren Biokunststoffklassen wurden umfassend polymerphysikalisch untersucht, womit das werkstoffliche Kompetenzspektrum ausgebaut wurde und damit fundiertes und umfangreiches Wissen über die gesamte Breite der Biopolymertypen vorliegt. Prinzipielle Herausforderungen im Umgang mit und in der Anwendung von Biopolymeren wurden aufgezeigt. Zum anderen wurden umfassende Erkenntnisse über das Potenzial von Biokunststoffen als Werkstoffe für Systemkomponenten von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen aufgebaut. Dabei zeigte sich, dass zahlreiche Biopolymerklassen prinzipiell ein hohes Potenzial für die Anwendung in der Solartechnik aufweisen.

In ihrer derzeitigen Form sind die untersuchten Biokunststoffe noch nicht für eine reale Anwendung in der Solartechnik geeignet. Zum einen sind Verbesserungen in den mechanischen Eigenschaften (z.B. Sprödigkeit) erforderlich. Zum anderen muss die Langzeitstabilität in Hinblick auf thermo-oxidativen, photo-oxidativen und hydrolytischen Abbau erhöht werden. Bei allen genannten Materialien besteht das Potenzial eine Optimierung der Eigenschaften durch Anpassungen der molekularen und supermolekularen Struktur (z.B. durch Blending, Copolymerisation) sowie durch gezielte Stabilisierung der Materialien gegen thermo- und photooxidativen Abbau (z.B. durch spezielle Biopolymer-Additive und Stabilisatoren) zu erreichen und die Anwendung möglich zu machen. Erste Ansatzpunkte für eine gezielte Werkstoffoptimierung sind aus den erarbeiteten Struktur-Eigenschafts-Beziehungen ableitbar.

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Steckbrief

  • Projektnummer
    838622
  • Koordinator
    Montanuniversität Leoben, Lehrstuhl für Werkstoffkunde und Prüfung der Kunststoffe
  • Projektleitung
    Katharina Resch-Fauster, katharina.resch-fauster@unileoben.ac.at
  • Partner
  • Förderprogramm
    Energieforschung (e!MISSION)
  • Dauer
    01.2013 - 06.2016
  • Budget
    125.958 €