Ein Traktor ohne Diesel und „Tuck-tuck-tuck“

Unter der wissenschaftlichen Leitung des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der TU Wien arbeitet ein österreichisches Forschungsteam an einem Traktor mit Brennstoffzellen-Antrieb.

Wien — 2020-11-02

Heuer im Frühjahr startete das vom Klima- und Energiefonds im Rahmen des Programms „Leuchttürme der Elektromobilität“ unterstütze Forschungsprojekt FCTRAC. Ziel ist die Entwicklung eines Traktors, der emissionsfrei und nahezu geräuschlos Felder bestellt, aber auch verschiedene Aufgaben in Kommunen, in der Bauwirtschaft, im Bergbau und auf Flughäfen übernehmen kann. Damit soll Österreich ganz vorne mit dabei sein, die Energie- und Mobilitätswende auch bei Arbeitsmaschinen in Schwung zu bringen.

 

Wasserstoff statt Batterien. Dass das Forschungsteam rund um TU-Wien-Professor Bernhard Geringer auf Wasserstoff, statt auf einen batterieelektrischen Antrieb setzt, hat mehrere Gründe: ein längerer Einsatz, schnelles Tanken und das niedrigere Gewicht. „Um die gleiche Energiemenge in Batterien zu speichern, wären Batterien mit einem Gewicht von über drei Tonnen erforderlich“ erläutert Geringer. Der Fuel Cell Tractor (FCTRAC) soll dagegen nicht schwerer als ein dieselbetriebener werden, um die Bodenverdichtung auf den Feldern möglichst gering zu halten. Das Wasserstoff-Tanken dauert nur wenige Minuten statt vieler Stunden Ladezeit. Mit einer vollen Betankung kann der FCTRAC zumindest einen halben Tag am Stück eingesetzt werden.

Selbstverständlich werden alle sicherheitstechnischen Vorgaben und Normen eingehalten. Eine Herausforderung liegt unter anderem darin, ein geeignetes Brennstoffzellensystem zu finden, das einerseits die erforderliche Leistung gewährleistet, andererseits aber auf engem Raum im Traktor unterzubringen ist und den rauen Bedingungen im Arbeitseinsatz standhält. Auch das Thema Kühlung beschäftigt die ForscherInnen, da es bei Traktoren kaum Fahrtwind gibt. Wenn alles klappt, kann in knapp drei Jahren mit der Demonstrationsphase im Realbetrieb begonnen werden.

 

Wasserstoff-Produktion vor Ort. Der Wasserstoff zum Betrieb der Traktoren soll lokal aus biogenen Quellen produziert werden. Dazu wird ein sogenanntes BioH2Modul entwickelt. Dieses wird an Holzgas-Blockheizkraftwerke, Biogas- oder Kläranlagen angeschlossen, trennt den Wasserstoff aus dieser Quelle ab, reinigt ihn und stellt ihn zur Betankung bereit.

Der Umstieg von Diesel auf Wasserstoff wird kurzfristig nicht ganz billig werden, gestehen die ForscherInnen ein. Doch der „Charme“ des Projekts liegt neben der Klimaneutralität darin, dass der Wasserstoff dort produziert werden kann, wo Traktoren eingesetzt werden – Wasserstoff, der dann auch für andere lokale Anwendungen zur Verfügung steht und sich wesentlich leichter speichern lässt als elektrischer Strom.

 

Hochkarätiges Team. Als Projektpartner sind neben dem Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik sowie dem Institute of Chemical, Environmental and Bioscience Engineering der TU Wien eine Reihe namhafter österreichischer Unternehmen beteiligt: AVL List GmbH, CNH Industrial Österreich GmbH, Engineering Center Steyr GmbH & Co KG, Sohatex GmbH, Glock Technology GmbH und HyCentA Research GmbH.

Weitere Informationen:
FCTRAC