OPENhauswirtschaft – urbane Vielfalt im Nordbahnviertel

Eine radikale Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten sowie ein partizipativer Ansatz bei der Planung und für den Betrieb des Gebäudes zeichnen das Projekt OPENhauswirtschaft aus.

Wien — 2020-11-02, November 4, 2020

„Im 21. Jahrhundert ist eine strikte räumliche Trennung der Bereiche Wohnen und Arbeiten nicht mehr zielführend“, ist Christian Peer vom future.lab Research Center der TU Wien überzeugt. Klein- und Kleinstunternehmen haben es in Wien schwer, leistbare Büro- oder Gewerbeflächen zu finden. AlleinerzieherInnen geraten nicht nur leicht in finanzielle Schwierigkeiten, sondern in konventionellen Wohngebäuden oft auch in soziale Isolation. OPENhauswirtschaft stellt dem, so Peer, einen „alternativen, zeitgemäßeren räumlichen Ansatz“ entgegen – mit leistbaren Wohn- und Arbeitsflächen, mit sozialer Teilhabe und Selbstbestimmung sowie mit Flächen zur gemeinschaftlichen Nutzung.

Partizipative Planung. Diese Ziele zu realisieren hat sich die Baugruppe Die Hauswirtschaft vorgenommen und dafür eine Genossenschaft gegründet. In enger Kooperation mit dem future.lab als Konsortialführer, mit dem Architekturbüro einszueins, mit realitylab zur Unterstützung bei den komplexen Kommunikationsprozessender Gemeinschaftsbildung und Kommunikation sowie mit der EGW Heimstätte als Bauträger werden die theoretischen Ansätze nun in gebaute Realität verwandelt. Unterstützung erhält das Projekt durch das Programm „Smart Cities Demo – Living Urban Innovation 2018“ des Klima- und Energiefonds.

OPENhauswirtschaft im neuen Nordbahnviertel wird 6.900 Quadratmeter Nutzfläche für etwa 200 Menschen bieten – je zur Hälfte zum Wohnen und zum Arbeiten. Wer sich ernsthaft für  Wohn-, Arbeitsraum oder beides interessiert, wird sofort in den Planungsprozess eingebunden. Da der partizipative Prozess der Gruppenmitglieder bereits 2018 begann, steht die grundlegende Richtung bereits fest. Doch noch immer gibt es für neu dazu Stoßende Gestaltungsspielraum in den einzelnen Arbeitsgruppen.

Smart und grün. Der Begriff Nachhaltigkeit wird bei OPENhauswirtschaft breit definiert. Das Gebäude wird Niedrigstenergiestandard erfüllen und eine Photovoltaikanlage erhalten. Es grenzt im Norden an die „Stadtwildnis Freie Mitte“ und im Süden an denin Bau befindlichen Bildungscampus Christine Nöstlinger. Die Straßenbahnlinie O wurde verlängert und hat ihre Endstation seit kurzem rund um den Bauplatz. Die gemeinschaftliche Anschaffung eines Lasten-E-Bikes und eventuell eines Elektroautos wurden angedacht.

Im Fokus stehen aber gerade auch wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit: durch die Vielfältigkeit und die soziokratische Organisationsform, durch Kooperationen der verschiedenen Kleinunternehmen und nicht zuletzt durch die mannigfaltigen Nutzungsmöglichkeiten der geplanten Gemeinschaftsräume. So werden beispielsweise eine kleine Werkstatt und ein Veranstaltungsraum eingerichtet, die auch anderen Menschen aus dem neuen Stadtteil offen stehen wirdwerden. Im Haus wird es einen Kindergarten geben und vielleicht sogar eine Volksschulklasse. Anfang 2023 soll OPENhauswirtschaft bezugsfertig sein.