NEFI Technology Talk – Net-Zero Now! The Road to the Future Industry
Juli 18, 2022
Die Industrie braucht konkrete Lösungen, die möglichst zeitnah bei der Erreichung der Klimaziele und der Steigerung der Unabhängigkeit der Energieversorgung helfen. Die Grundlage für die Entwicklung neuer Lösungen ist eine weltweite Innovationslandschaft wie sie gerade im Strategieplan für Energietechnologien als strategisches Instrument in der europäischen Energietechnologiepolitik verankert wird. Zahlreiche Forschungsprojekte in Österreich arbeiten seit Jahren am Einsatz neuer grüner Technologien und treiben die Entwicklungen nicht nur voran, sondern implementieren Forschungsergebnisse bereits in den Industriebetrieben.
Simon Moser (Energieinstitut an der JKU Linz) führte durch die Veranstaltung, in der nach der Begrüßung durch Thomas Kienberger (Leitung des Lehrstuhls für Energieverbundtechnik an der Montanuniversität Leoben und Leiter des Innovationslabors NEFI_Lab des österreichischen Innovationsverbundes NEFI – New Energy for Industry), Timo Ritonummi (Stellvertretender Generaldirektor, Energieabteilung im Ministerium für Wirtschaft und Beschäftigung, Finnland) die Ziele und Ergebnisse des SET-Plans vorgestellt wurden. Besonders hohe Relevanz sind die geplante Wärme- und Kälte-Roadmap, die enge Kooperation mit der Industrie und die Implementierung in die kommenden Horizon Europe-Ausschreibungen. „Es muss klar sein, dass die großen Herausforderungen der Dekarbonisierung nur auf internationaler Ebene und durch gemeinsame Anstrengungen bewältigbar sind“, hob Timo Ritonummi hervor.
Peter Nagovnak (Lehrstuhl für Energieverbundtechnik an der Montanuniversität Leoben, NEFI) präsentierte danach Ergebnisse zukünftiger Szenarien der Energiewende, in der besonders auf die unterschiedlichen Industriesektoren und deren spezifische Herausforderungen eingegangen wird. In vier Schwerpunkten (Elektrifizierung, Carbon Capture, CO2-neutrale Gase und Kreislaufwirtschaft) wird an Lösungspfaden gearbeitet und bis Ende des Jahres fertiggestellt.
Im Block der Forschungs-Blitzlichter zeigte René Hofmann (TU Wien) Arbeiten und Ergebnisse des von ihm geleiteten IEA IETS Task XV, in dem die Potentiale der Nutzbarkeit industrieller Abwärme geht. Auch wenn die Abwärmenutzung bereits in vielen Industriebetrieben Stand der Technik ist, gilt es die Herausforderungen von der Idee, der Konzeptentwicklung bis hin zur Umsetzung und Vorzeigeprojekten mit standardisierten Methoden zu entwickeln und den Link zu weiteren Aktivitäten im Rahmen der Internationalen Energieagentur zu setzen.
Maedeh Rahnama Mobarakeh (Lehrstuhl für Energieverbundtechnik an der Montanuniversität Leoben) ging auf die Potentiale der Emissionsreduktion durch die Kreislaufwirtschaft ein. Es muss klar sein, dass diese für die Industriebetriebe Herausforderungen darstellt, aber der Nutzen und die Vorteile deutlich überwiegen. Aktuell wird an der quantitativen Bewertung des Potentials der Kreislaufwirtschaft bis 2040 gearbeitet.
Jürgen Fluch (Bereichsleiter Industrielle Systeme bei AEE INTEC) präsentierte schließlich erste Ergebnisse des Leitprojektes Digital Energy Twin, in dem für den Leiterplattenhersteller AT&S in Leoben ein digitaler Zwilling entwickelt wird, mit dem sowohl der Energiebedarf als auch derzeitige und zukünftige Energieversorgungstechnologien in eine dynamische Optimierung des Systems einfließen. So soll ein signifikanter Beitrag zur vollständigen Dekarbonisierung geleistet und vor allem eine belastbare Entscheidungsgrundlage für Investitionen geschaffen werden. Erreichbares Ziel ist es, die entwickelte Methodik durch eine hohe Standardisierung so zu entwickeln, dass sie nicht nur in anderen Standorten, sondern auch anderen Industriesektoren einsetzbar ist.
Mehr als 70 Teilnehmer diskutierten danach über die gezeigten Projekte und die kurz- und mittelfristige Nutzbarkeit der Methoden und Ergebnisse. Einhelliger Tenor war, dass konkrete Lösungen gebraucht werden und diese so bald als möglich, um nicht nur die Klimaziele zu erreichen, sondern die Abhängigkeit der Versorgung des Energiesystems rasch zu reduzieren. Der Druck und damit auch die Rahmenbedingungen erleichtern derzeit die Umsetzung vieler Lösungen, was sich im Interesse der Industrie widerspiegelt. Wiederum braucht es dafür den internationalen Austausch und gemeinsame Aktivitäten, für die der SET-Plan steht.