Der Mehrwert des Teilens

Dezember 4, 2021

Das Smart-Cities-Projekt Pocket Mannerhatten propagiert und testete einen neuen Ansatz zur Blocksanierung. Statt jedes Haus einzeln zu betrachten, wurden die Eigentümer:innen und Bewohner:innen eines ganzen Häuserblocks in Wien-Ottakring an einen Tisch gebeten, um miteinander die Zukunft ihrer Immobilien zu diskutieren und zu gestalten. Denn wer teilt, bekommt mehr.

2012 entwickelte Florian Niedworok für seine Diplomarbeit an der Universität Innsbruck das Konzept Pocket Mannerhatten. 2014 erzielte der Architekt beim Superscape Award mit einer überarbeiteten Version den ersten Platz. Zwei Jahre später folgte ein Sondierungsprojekt, das 2018 schließlich in ein dreijähriges Umsetzungsprojekt im sogenannten Block 61 in Ottakring mündete. Im Mittelpunkt von Pocket Mannerhatten steht der Sharing-Gedanke.

Ressourcen bündeln. Die Möglichkeiten des Teilens beziehungsweise der gemeinschaftlichen Nutzung sind vielfältig. Der Bogen spannt sich von Gemeinschaftsräumen, -dächern und -gärten über Energieerzeugung und Mobilität bis hin zu einem Aufzug für mehrere Gebäude. Dementsprechend lang fiel auch die Wunschliste der Bewohner:innen aus: Sie hätten unter anderem gerne einen Gemeinschaftsgarten, einen Gemeinschaftsraum, einen Musikproberaum, eine Werkstatt, eine Fahrradgarage, eine Photovoltaikanlage und Carsharing.

Doch was wurde in dem dreijährigen Prozess umgesetzt? „Das Pilotprojekt ist geglückt, aber es gibt noch viel Luft nach oben“, zieht Niedworok Bilanz. „Es wurde eine Photovoltaikanlage errichtet, ein Pkw konnte von einem ‚Stehzeug‘ in ein Carsharing-Fahrzeug verwandelt werden, drei der Innenhöfe sollen begrünt und ein multifunktioneller Nachbarschaftsraum geplant werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass in ein paar Jahren auch andere gemeinschaftliche Pläne wieder aus der Schublade gezogen werden.“

Motivation. Als größte Herausforderung nennt Niedworok die Überzeugungsarbeit, die Eigentümer:innen und Mieter:innen zur Projektteilnahme zu bewegen sowie die Frage der Kosten. „Ein wichtiger Faktor ist auch der Faktor Zeit“, so der Architekt. „Die einen möchten möglichst sofort beginnen, die anderen wollen sich lieber noch Zeit lassen.“ Beinahe wäre es zu einem gemeinsamen Aufzug für drei benachbarte Gebäude gekommen, bis der Eigentümer des mittleren Objekts dem Vorhaben eine Absage erteilte. Und statt eines großen Gemeinschaftsgartens werden nun eben drei kleinere Begrünungsprojekte umgesetzt, weil die Eigentümer:innen der Liegenschaften dazwischen nicht mitmachen wollten.

Pocket Mannerhatten stieß auf großes Interesse beim Wohnfonds Wien – und aktuell laufen Gespräche des Projektteams mit mehreren Bauträgern, Investor:innen und Städten, um Nachfolgeprojekte zu ermöglichen. Schließlich bietet der Ansatz des Teilens und der partizipativen Planung einerseits eine Chance für mehr Wohn- und Lebensqualität, und leistet andererseits einen Beitrag zur Energie- und Mobilitätswende. Last but not least kann durch gemeinschaftliche Investitionen auch Geld gespart werden – und eine Abstimmung von Sanierungsmaßnahmen würde die Zeiten mit Baulärm minimieren.

Förderlandschaft anpassen. Allerdings fehlen in den österreichischen Fördersystemen zur Sanierung von Wohngebäuden noch Angebote für liegenschaftsübergreifende Investitionen und den umfassenden Kommunikationsprozess, der gemeinschaftlichen Umsetzungsprojekten vorangeht. „Eine diesbezügliche Adaptierung der Förderungen wäre

 

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Pocket Mannerhatten